Solidaritätsdemo gegen die Kündigung von HG/M99

Demonstration: HG/M99 bleibt! Wir haben sehr großen Revolutionsbedarf - 09.01.2016 - Berlin - IMG_8705

1500 Menschen demonstrieren gegen Kündigung | Kiezladen mit Transparenten und Redebeitrag vertreten | Presse- und Bilderschau | Kommende Termine zur Räumung

Am vergangenen Samstag (9.1.2016) fand in Kreuzberg eine Solidaritäts-Demo für HG und seinen Infoladen M99 statt, welcher akut von einer Räumung bedroht ist. Über 1500 Menschen nahmen an dieser schönen und wichtigen Demo teil. Auch einige Freunde und Freundinnen der Friedelstraße 54 und des dort ansässigen Kiezladens waren vor Ort, hielten einen Redebeitrag, verteilten mehrere hundert Flyer und hatten eine eigene Fahne sowie zwei Hochtranspis mit. Auf verlinkten Bildern ist dies auch schön zu erkennen. Dominante Parole der Demonstration war: “M99, Friedel bleibt- One Struggle, One Fight!”, welche sehr häufig und sehr laut von außen gut wahrnehmbar gerufen wurde.

Presse- und Bilderschau


 

 

Unser Redebeitrag


 

Hallo Kreuzberg! Hallo Anwohner*innen, hallo ihr solidarischen Menschen, hallo HG. Solidarische Grüße von der anderen Kanalseite, aus der Friedelstraße 54.

Nach über 30 Jahren soll eine Institution von Kleingewerbe einfach so verschwinden. Nach über 30 Jahren soll der Betreiber, der gleichzeitig über dem Laden wohnt, auf die Straße gesetzt werden. All die Jahrzehnte, in denen HG und das M99 den Kiez und ganz Berlin mit Orginalität, Kompromisslosigkeit und einem unvergleichbaren Angebot bereichert haben, sollen plötzlich nichts mehr zählen. Und warum? Weil ein paar dahergelaufene Schnösel entschieden haben, dass HG und das M99 zu wenig Profit bringen. Weil sie das Kapital haben, ihren Namen auf ein Stück Papier setzen zu lassen, das ihnen unverschämt viel Macht über den Wohn- und Lebensraum von vielen, vielen Menschen gibt. Und weil sie in einem Rechtssystem agieren, dass auf die Bedürfnisse der einzelnen Menschen und kleinen Gewerbe scheisst. Eigentum und Profitmaximierung bedeuten alles, unsere Bedürfnisse und Wünsche nichts. Wollen wir das weiter hinnehmen?

Und es ist nicht nur der M99 an der sich die ganze Widerlichkeit dieses Systems zeigt. Es ist nicht einmal die Spitze des Eisbergs. Jeden Tag werden Mieterhöhungen und Modernisierungsankündigungen verschickt, jeden Tag erhalten Menschen die Kündigung ihrer Wohnung oder ihrer Gewerberäume, weil sie nicht genug Profit bringen. Und jeden Tag werden Menschen, Läden und Projekte zwangsgeräumt und auf die Straße gesetzt. Wir haben die Schnauze voll. Es reicht.

Auch wir, der Kiezladen, das soziale Zentrum in der Friedelstraße 54, haben unsere Kündigung erhalten. Wenn es nach unserer Eigentümerin, der Wiener Firma Citec Immo Invest GmbH geht, sollen wir zum 30. April nach über 11 Jahren einfach verschwinden. Und warum? Weil wir uns mit den Bewohner*innen des Hauses solidarisch zeigen. Weil wir sie in ihrem Kampf gegen die Citec unterstützen, den sie seit über 1,5 Jahren führen. Weil die das altbekannte Spiel spielen: Kaufen, modernisieren und Miete erhöhen auf Teufel komm raus, ohne Rücksicht auf die Menschen, die dort seit Jahren und Jahrzehnten wohnen und leben. Kommen sie damit durch, erwarten die Menschen dort Mieterhöhungen bis zu 150%. Was das bedeutet, kann sich jede*r selbst ausmalen.

Sollen wir deswegen resignieren? Von wegen. Wir kämpfen. Wir kämpfen gegen unsere Kündigung und gegen die ungewollte Modernisierung unseres Hauses. Wir kämpfen gegen die Kündigung von HG und des M99. Gegen die geplante Räumung des Köpi Wagenplatzes. Ǵegen das Gefahrengebiet rund um die Rigaerstraße in Friedrichshain. Gegen die menschenunwürdige Unterbringung der Geflüchteten auf dem Tempelhofer Feld und anderen Massenlagern. Gegen das gesamte, beschissene System, das soviele Widerlichkeiten erst möglich macht. Wir kämpfen für eine solidarische Stadt. Eine Stadt in der wir alle gemeinsam, gleichberechtigt und selbstbestimmt entscheiden, wo und wie wir leben wollen.

Unterstützt HG, falls es zu einer Räumung des M99 und seiner Wohnung kommt. Unterstützt uns, in unserem Kampf gegen unsere Kündigung und besonders, wenn wir Mitte März nach Wien fahren, um unseren verehrten Eigentümern unsere Wut vor die Haustür tragen. Kommt am 23. Januar zur Demo gegen die menschenunwürdigen Zustände auf dem Tempelhofer Feld und am 6. Februar zur Kiezdemo durch den Südkiez und das Gefahrengebiet in Friedrichshain. Unterstützt alle, die sich aktiv gegen Verdrängung und all den Mist zusammenschließen und kämpfen. Lasst uns gemeinsam für die Stadt von unten streiten und es ein für alle mal klar machen: WIR BLEIBEN ALLE!

 

Weitere Termine / Infos


 

  • Öffentliche Gerichtsverhandlung über die Kündigung einer Teilfläche des Ladens: Donnerstag, 21.01.16 | 10:30 Uhr | Saal 255, Altbau, AG Tempelhof-Kreuzberg, Möckernstraße 130, 10963 Berlin
  • Aktuelle Infos findet ihr bei uns auf dem Blog, bei Facebook oder Twitter, oder beim Bündnis Zwangsräumung verhindern (Blog / Facebook / Twitter)
  • Für Twitter lautet der Hashtag #HG_M99