Seit der Räumung unseres Kiezladens am 29.06.2017 steht der Teil des Erdgeschosses in der Friedelstraße 54 leer. Nach vielen Monaten, in denen nichts passierte, haben umfangreiche Bauarbeiten stattgefunden und die Fläche wurde in 2 Wohneinheiten im hinteren Teil und eine winzige Gewerbeeinheit vorne umgewandelt. Der Umbau fand nicht unbemerkt und unwidersprochen statt, so hat sich bspw. in der Nacht zum 04.11.18 ein Poltergeist den Räumlichkeiten bemächtigt und dort allerlei angerichtet.
Wie wir nun erfahren haben, werden die beiden Wohneinheiten, sowie die Gewerbeeinheit beim selbstgenannten “Kiezmakler” Aden Immo angeboten. Aus unserem, in jahrelanger, liebevoller Arbeit gestalteten, sozialem Zentrum wurden unpersönliche 08/15 Räume, für die unverschämte Preise aufgerufen werden. So sollen potenzielle Mieter*innen für eine Wohnung 16€ kalt pro qm² bezahlen, für die andere Wohnung sogar 18€. Der winzige Teil vorne, der “ideal für ein Büro” sein soll, kostet stolze 19€ kalt pro qm².
Uns ist die Wohnsituation in Berlin durchaus bewusst und wir begrüßen prinzipiell das Schaffen neuen Wohnraums. Doch muss dieser den Bedürfnissen der Bewohner*innen entsprechen und nicht allein auf Renditeerwartungen der Eigentümer*innen ausgelegt sein, wie es hier offensichtlich der Fall ist. Dazu kommt, dass unser Kiezladen ein wichtiger sozialer und unkommerzieller Raum im Reuterkiez war, von denen es dort so gut wie keine mehr gibt. Einen Nutzen für die Nachbarschaft und darüber hinaus, der mit Geld nicht aufzuwiegen ist. Ihn mit 2 winzigen und vollkommen überteuerten Wohnungen und einem Büro zu ersetzen, geht vollkommen an den Bedürfnissen der Bewohner*innen der Friedelstraße 54, des Reuterkiezes, Nord-Neuköllns und darüber hinaus vorbei.
Wir verstehen durchaus den individuellen Druck, in Berlin eine leistbare Wohnung, oder Gewerberäume zu finden. Dennoch trägt jede*r, der*die sich unkritisch den Vorgaben der Immobilienwirtschaft beugt, Mondpreise für Wohn- und Arbeitsraum bezahlt (“ist ja immer noch billiger als London, Paris oder NewYork”) seinen*ihren kleinen, individuellen Anteil am herrschenden Mietenwahnsinn bei. Darüber hinaus (und ja, wir sind da etwas subjektiv) muss sich jede*r die Frage stellen, ob sie*er es moralisch vertreten kann Räume zu nutzen, um die lange und breit gekämpft wurde und die nur aufgrund eines martialischen Polizeiaufgebots und mit viel Gewalt freigeräumt wurden.
Das sowohl Wohn- als auch Gewerbeeinheit(en) nicht unter der konkreten Adresse, sondern nebulös “am Hermannplatz” oder “Nähe Sonnenallee” angeboten werden, zeigt uns, dass Aden Immo, wie auch den offiziellen Eigentümern Pinehill und der Hausverwaltung Secura, bewusst ist, wie hoch das Risikopotenzial rund um das Haus noch ist. Lassen wir sie mit dieser Verschleierungstaktik nicht durchkommen und machen möglichst breit bekannt, um welches Haus es sich bei diesen Angeboten handelt und welche Geschichte dahinter steht. Und Aden Immo, als neuer Player, freut sich sicher über – mehr oder weniger – freundliche Hinweise darauf, mit welchen Räumen sie Profit machen wollen.
Wir bleiben dabei, die einzig sinnvolle Nutzung des Erdgeschosses in der Friedelstraße 54 ist und bleibt ein Kiezladen. Friedel54 bleibt unvermietbar.