Zweite Kundgebung vor räumungsbedrohtem Kiezladen Friedel54 +++ 200 Menschen bei Kundgebung gegen Verdrängung +++ Redebeiträge von im Kiezladen aktiven Gruppen +++ Musik Acts sorgten für gute Stimmung +++ Am Sonntag, den 12.03.2017 fand vor dem Kiezladen Friedel54 in der Friedelstraße 54 in Nord-Neukölln die zweite Kundgebung gegen die im April erwartete Räumung des Kiezladens statt. Etwa 200 Menschen versammelten sich in der Friedelstraße. Matthias Sander, der Pressesprecher des Kiezladens, betonte: „Es geht uns bei den Kundgebungen nicht nur um unsere bevorstehende Räumung, sondern auch um eine Vernetzung mit anderen von Verdrängung betroffenen. Wir erhoffen uns davon eine breitere Bewegung, um uns besser gegen Verdrängung wehren zu können und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem erhoffen wir uns durch die Kundgebungen die Organisierung der Mieter*innen im Kiez zu stärken.“ Neben vielseitigen Redebeiträgen gab es auch Livemusik, eine Fülle an Kuchen und Torten, sowie einen Umsonstflohmarkt, bei dem Sachen verschenkt wurden und mitgenommen werden konnten. Mehrere Vertreter*innen der Presse waren während der Kundgebung anwesend, auch von der argentinischen Zeitschrift Ambito. Matthias Sander zog am Ende der Kundgebung ein positives Fazit: „Wir freuen uns über die breite Unterstützung, die wir erfahren und hoffen, dass sich bei der Zwangsräumung ebenfalls viele Menschen ihren Unmut auf die Straße tragen.“ Zur Vorgeschichte: Im April 2016 begannen Verhandlungen zwischen der Hausgemeinschaft der Friedelstraße 54 und der damaligen Eigentümerin, der CITEC Immo Invest aus Wien. Ziel war es, das Haus auf eine Weise zu kaufen, dass es dem Markt entzogen wäre. „Eine Stiftung und das Mietshäusersyndikat unterstützten uns mit Geld und Know-How “, sagt Matthias Sander, der den Prozess damals miterlebte. "Unser Plan war es, das Haus selbst zu verwalten." Im Juni reagierte die CITEC nicht mehr auf die Kaufangebote und die eingeschworene Hausgemeinschaft erfuhr über Insider der Immobilienbranche von einem Verkauf des Hauses. „Wir waren total niedergeschlagen. Wir dachten, dass wir kurz vor dem Ziel standen. Doch im Nachhinein muss man wohl von Scheinverhandlungen sprechen“, hält Sander fest. Für die MieterInnen des Hauses bedeutet diese Wendung zwar erstmal kaum eine Veränderung, doch dem gekündigten Kiezladen im Erdgeschoss droht im April die Räumung. „Wir, die Bewohner des Hauses haben Briefe geschickt und auch in Gesprächen mit der Hausverwaltung betont, dass dieser Laden mindestens so zum Haus gehört, wie der Dachstuhl“, sagt eine Bewohnerin, die ihren Namen nicht nennen will. Nachdem einige Menschen, die den sozialen Raum Friedel54 mitgestalten, in der Weihnachtszeit am Sitz der Pinehill in Luxemburg vorgesprochen und ein positiv verlaufenes Gespräch mit Pinehill-Angestellten erreicht hatten, machte der Kiezladen der neuen Hausverwaltung „Secura“ ein schriftliches Vertragsangebot zur Weiterführung des Mietverhältnisses. Doch die antwortete mit einem Dreizeiler: Der Eigentümer habe kein Interesse an einem neuen Mietvertrag. Und am Sonntag geht es weiter! Friedel bleibt, wir bleiben alle!