++ MieterInnen, Aktive eines sozialen Zentrums und stadtpolitische AktivistInnen aus Berlin protestieren mit vielseitigen Aktionen gegen unsoziale Maßnahmen einer Wiener Immobiliengruppe ++ BewohnerInnen der Friedelstraße 54 in Berlin-Neukölln befürchten bis zu 200 % Mietsteigerungen ++ dazu wurde dem sozialen Zentrum „Kiezladen Friedel54“ im Erdgeschoss gekündigt ++ Besuch und Übergabe von Forderungen am Sitz der Immobiliengruppe ++ Installationen, Infostände und Aktionen an mehreren Orten in der Stadt ++ Morgen Demonstration zum Erhalt des Hauses und anschließende Beteiligung an der Demo „Flüchtlinge willkommen – Nein zur Festung Europa ++
BewohnerInnen, NutzerInnen und SympathisantInnen des Hauses in der Friedelstraße 54 trugen heute ihren Protest gegen ungewollte Modernisierungen, Mietexplosionen und die Kündigung des sozialen Zentrums im Erdgeschoss durch die Wiener Citec-Immobiliengruppe zu deren Hauptsitz. Zunächst wurden die Entscheidungsträger mit dem Ärger über deren Maßnahmen konfrontiert und ein Angebot zur Übernahme des Hauses durch die MieterInnen und NutzerInnen übergeben. Anschließend fanden verschiedene öffentliche Aktionen und Vernetzungstreffen mit lokalen stadtpolitischen Initiativen und Projekten statt.
Zum Hintergrund der Aktionen erklärt Matthias Sander, ein Sprecher des Kiezladen-Kollektivs: „Der Konflikt rund um das Haus Friedelstraße 54 besteht schon seit über 1,5 Jahren und abgesehen von Gerichtsverfahren, Schikanen und einer Kommunikation ausschließlich über Anwälte, ist bislang keine konstruktive Lösung erzielt worden. Mit dem Angebot des neu gegründeten Hausvereins, das Haus unter bestimmten Konditionen von der Citec zu kaufen und zukünftig kollektiv zu verwalten, haben wir eine Möglichkeit auf den Tisch gelegt, den Konflikt in beidseitigem Interesse dauerhaft zu beenden. Diesem Angebot wollen wir durch unsere Fahrt nach Wien Nachdruck verleihen.“
Die schon länger geplante Aktion, die von Beginn an auch den Besuch des Firmensitzes beinhaltete, erhielt kurzfristig ein anderes Ziel. Sander hierzu: „Ursprünglich wollten wir durch den Besuch den Druck auf die Citec erhöhen, endlich mit uns zu reden. Gestern haben sie auf Nachfrage des Mietshäuser Syndikats, die uns bei dem geplanten Hauskauf unterstützen, ihre prinzipielle Verhandlungsbereitschaft signalisiert und uns aufgefordert, ein konkretes Angebot zu machen. Da wir sowieso schon hier sind, haben wir unseren Besuch dann umgewidmet, um ihnen eben dieses Angebot zu übergeben.“ Erfolgreich waren die BerlinerInnen dabei nicht. „Der Portier des Gebäudes ließ uns wissen, dass die Citec mit unserem Besuch gerechnet hat und deswegen niemand im Büro anzutreffen sei. Wir sind darüber sehr enttäuscht, haben wir doch gehofft endlich in einen persönlichen und direkten Austausch treten zu können.“ Dagelassen haben sie ihr Angebot, in Form eines Briefes, dennoch.
Doch dabei ließen es die Angereisten, etwa 60 Personen, nicht bewenden. Im Anschluss an den erfolglosen Besuch teilten sie sich in mehrere Gruppen auf und führten verschiedene Aktionen in der Innenstadt durch. So postierten sich mehrere Menschen mit einer Installation aus Papp-Häusern und Transparenten zunächst vor dem Sitz des Österreichischen Verband der Immobilienwirtschaft, verteilten Flyer und kamen mit vielen Menschen ins Gespräch. Nach etwa einer Stunde verlagerten sie die Aktion vor das Columbus-Center in der Fußgängerzone im 10. Bezirk. Zeitgleich hielt eine andere Gruppe eine kurze Kundgebung vorm Sitz der Skyloft Bauträger Gesellschaft in der Felix-Mottel-Straße ab, die von einem Vorstandsmitglied der Citec Immobiliengruppe geleitet wird und auch zum Firmengeflecht der Citec gehört. Den anwesenden MitarbeiterInnen wurden Informationen und Flyer übergeben. Währenddessen besuchte eine weitere Gruppe verschiedene Projekte und stadtpolitische Gruppen, wie bspw. Zwangsräumungen Verhindern, um sich über die jeweilige Situationen auszutauschen und potenzielle Kooperationen in der Zukunft zu diskutieren.
Die gesamte Aktion findet am morgigen Samstag ihren Höhepunkt. Mit einer Demonstration, die um 11 Uhr am Keplerplatz beginnt und zum Firmensitz der Citec führt, soll dem Anliegen der angereisten BewohnerInnen und AktivistInnen nochmals Nachdruck verliehen werden. Nach dem ersten Tag zieht Matthias Sander ein positives Fazit: „Auch wenn wir nicht persönlich mit den Verantwortlichen der Citec sprechen konnten, so war der Tag dennoch erfolgreich. Allein durch unsere Anwesenheit haben wir den Ernst unseres Anliegens verdeutlichen können. Dazu kommen die vielen kleinen Aktionen im Innenstadtbereich, bei denen tausende Flyer verteilt und viele gute Gespräche geführt werden konnten. Wir sind gespannt auf die morgige Demonstration, aber ich gehe schon jetzt davon aus, dass unsere Reise ein voller Erfolg wird.“