Rückblick auf unsere zweite Kundgebung

Zweite Kundgebung vor räumungsbedrohtem Kiezladen Friedel54

+++ 200 Menschen bei Kundgebung gegen Verdrängung +++ Redebeiträge von
im Kiezladen aktiven Gruppen +++ Musik Acts sorgten für gute Stimmung +++

Am Sonntag, den 12.03.2017 fand vor dem Kiezladen Friedel54 in der
Friedelstraße 54 in Nord-Neukölln die zweite Kundgebung gegen die im
April erwartete Räumung des Kiezladens statt. Etwa 200 Menschen
versammelten sich in der Friedelstraße. Matthias Sander, der
Pressesprecher des Kiezladens, betonte: „Es geht uns bei den
Kundgebungen nicht nur um unsere bevorstehende Räumung, sondern auch um
eine Vernetzung mit anderen von Verdrängung betroffenen. Wir erhoffen
uns davon eine breitere Bewegung, um uns besser gegen Verdrängung wehren
zu können und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem erhoffen wir uns durch
die Kundgebungen die Organisierung der Mieter*innen im Kiez zu stärken.“
Neben vielseitigen Redebeiträgen gab es auch Livemusik, eine Fülle an
Kuchen und Torten, sowie einen Umsonstflohmarkt, bei dem Sachen
verschenkt wurden und mitgenommen werden konnten. Mehrere
Vertreter*innen der Presse waren während der Kundgebung anwesend, auch
von der argentinischen Zeitschrift Ambito.
Matthias Sander zog am Ende der Kundgebung ein positives Fazit: „Wir
freuen uns über die breite Unterstützung, die wir erfahren und hoffen,
dass sich bei der Zwangsräumung ebenfalls viele Menschen ihren Unmut auf
die Straße tragen.“

Zur Vorgeschichte:
Im April 2016 begannen Verhandlungen zwischen der Hausgemeinschaft der
Friedelstraße 54 und der damaligen Eigentümerin, der CITEC Immo Invest
aus Wien. Ziel war es, das Haus auf eine Weise zu kaufen, dass es dem
Markt entzogen wäre. „Eine Stiftung und das Mietshäusersyndikat
unterstützten uns mit Geld und Know-How “, sagt Matthias Sander, der den
Prozess damals miterlebte. "Unser Plan war es, das Haus selbst zu
verwalten."
Im Juni reagierte die CITEC nicht mehr auf die Kaufangebote und die
eingeschworene Hausgemeinschaft erfuhr über Insider der
Immobilienbranche von einem Verkauf des Hauses. „Wir waren total
niedergeschlagen. Wir dachten, dass wir kurz vor dem Ziel standen. Doch
im Nachhinein muss man wohl von Scheinverhandlungen sprechen“, hält
Sander fest.

Für die MieterInnen des Hauses bedeutet diese Wendung zwar erstmal kaum
eine Veränderung, doch dem gekündigten Kiezladen im Erdgeschoss droht im
April die Räumung. „Wir, die Bewohner des Hauses haben Briefe geschickt
und auch in Gesprächen mit der Hausverwaltung betont, dass dieser Laden
mindestens so zum Haus gehört, wie der Dachstuhl“, sagt eine Bewohnerin,
die ihren Namen nicht nennen will. Nachdem einige Menschen, die den
sozialen Raum Friedel54 mitgestalten, in der Weihnachtszeit am Sitz der
Pinehill in Luxemburg vorgesprochen und ein positiv verlaufenes Gespräch
mit Pinehill-Angestellten erreicht hatten, machte der Kiezladen der
neuen Hausverwaltung „Secura“ ein schriftliches Vertragsangebot zur
Weiterführung des Mietverhältnisses. Doch die antwortete mit einem
Dreizeiler: Der Eigentümer habe kein Interesse an einem neuen
Mietvertrag.

Und am Sonntag geht es weiter! Friedel bleibt, wir bleiben alle!        

Fotos Kundgebung 05.03.17.

Einige Eindrücke von unserer ersten Kundgebung am Sonntag, 05.03.
Die Stimmung war entschlossen und wohlwollend. Wir haben uns sehr gefreut über die Menschen, die an dem grauen Sonntag ihre Solidarität gezeigt haben. Wir hoffen, dass diese Kundgebungen noch mehr besucht werden. Sprecht es rum, bringt euch ein, erzählt von anderen Projekten und Miter*innen, die gerade bedroht sind. Wir bleiben alle!

 

 

 

Beitrag der Friedel54 zur Diskussion Revolutionäre Perspektive Kiezkampf

Beitrag der Friedel54 zur offenen Diskussion mit „Rigaer United“ (Rigaer Straßenplenum) mit dem Titel:

Revolutionäre Perspektive Kiezkampf: unsere Projekte im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Isolation (https://linksunten.indymedia.org/de/node/204085)

Dieser Beitrag diente als Vorstellung/Einleitung einer sehr interessanten und offenen Diskussion, bei der bei weitem nicht nur „F54“ und „R94“ gesprochen haben. Deshalb spiegelt er in keinster Weise die Diskussion wieder. Dennoch wurden wir von unterschiedlichen Diskussionsteilnehmenden angesprochen, ob wir den Text veröffentlichen wollen. Dem kommen wir hiermit nach. Eine nächste Veranstaltung wird bereits geplant. Wenn ihr eure Meinung zu diesem Beitrag auch nachträglich noch äußern wollt, könnt ihr das spätestens dann tun. Ankündigung folgt.

Kiezarbeit

Die Friedel54 ist ein Kiezladen. Der Name sagt schon, dass es sich um einen Ort handelt, der sich besonders mit den Fragen beschäftigt, die im Viertel entstehen. Die Fragen sind vielfältig aber eigentlich schon die typischen „linken“ Fragen: „Wieso werden Menschen in den Flughafen Tempelhof gepfercht? Was machen wir gegen den nächsten Neonazi-Aufmarsch? Wo kommt die Kleidung vom KiK um die Ecke her? Nicht vergessen: Warum finde ich keine bezahlbare Wohnung in Nord-Neukölln?“ Die Fragen entstehen aus den Erlebnissen im „Kiez“ und deshalb braucht es Orte an dem diese Fragen diskutiert werden. Je mehr man jedoch nach der Antwort sucht, desto weiter führt es aus dem Kiez. Ob das jetzt Wien, Texas, die Cayman-Islands oder Exarchia ist. Bei der KiK-Frage dann eher Bangladesh.

Das „Kiez“ im Kiezladen beschreibt lediglich, dass ortsgebundene Fragen hineingestopft werden. Im Laden wird sich dann damit auseinandergesetzt, wobei auch hier kaum von einem Exklusivitätsanspruch die Rede sein kann. Menschen von überall können hier alles mögliche diskutieren. Was bei den Diskussionen, vermittelt durch die Menschen, die sie führen herauskommt, ploppt im besten Falle über den Kiez hinaus. Sowohl praktisch als auch theoretisch.

Isolation

Ein Problem der bürgerlichen Gesellschaft ist ihre „irrationale Rationalität“. Soll heißen: den Kapitalismus mit allen gemeinsam und solidarisch abzuschaffen wäre wirklich rational, weil unter‘m Strich für alle (okay, vielleicht nicht jeden Multi-Miliardär) am Ende mehr rauskäme. Mehr Freizeit, mehr Luxus, mehr Zärtlichkeit under den Menschen.

Da das aber kaum denkbar erscheint, ist es in diesen Verhältnissen ratsamer sich um seinen eigenen Kram zu kümmern, selbst, wenn man eigentlich auch mit der „Gesamtsituation“ unzufrieden ist. Denn sich mit Themen, wie: Neonazianschläge, institutionellen Rassismus, Ausbeutung im Allgemeinen und Speziellen auseinanderzusetzen, belastet. Seien wir ehrlich: Uns auch.

Das führt dazu, dass ein Projektraum oder ein soziales Zentrum in einer der bürgerlichsten Gesellschaften Europas ganz schnell zum Szeneladen wird, weil sich keiner außer Anarchist*innen und Kommunist*innen für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem herrschenden System in Bezug auf allgegenwärtige Probleme auseinandersetzt.

Nun die Spiegelversion: Die eben beschriebene Selbstbezogenheit, die diese Gesellschaft prägt, macht auch nicht vor „uns“ halt. Es ist eben einfacher sich mit bekannten Gesichtern oder denen, die bei Stressfaktor nach Veranstaltungen suchen sich mit Themen auseinanderzusetzen als Sachen wie „Sexismus“, „Rassismus“ usw. ständig neu erklären zu müssen. Im Mietenpolitischen Kontext wäre eine gebetsmühlenartige Wiederholung: „Ja, die Miete ist zu hoch und ja, die Politiker sollen was machen, damit die Miete zumindest nicht weitersteigt. Geringe Miete ist schon super aber wie wär‘s mit garkeiner. Und überhaupt, warum willst du abhängig von der Politik und dem Eigentümer sein? Lass uns doch gemeinsam das Eigentum negieren…usw.usf.“ Sptätestens nach der 10 Diskussion ist man es Leid und froh wieder mit der Peergroup über die Notwendigkeit von Hausbesetzungen zu reden.

Man könnte sagen, dass die Isolation aus der Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit entsteht, es besser zu wissen, es aber nicht mit denen, die es nicht zu checken scheinen, besser machen zu wollen.

Verständlich ist es alle mal. Irgendwann will auch die Vollzeitaktivistin mal Ruhe haben oder die Teilzeitaktivistin muss wieder arbeiten.

Anarchie ist machbar Herr* und Frau* Nachbar! Oder „Rebellische Nachbarn und solidarische Kieze!“

Sowohl von Rigaer United, als auch vom Kiezladen aus wurden Kiezversammlungen initiiert. Die Möglichkeit sich ohne Parteien und Institutionen offen und politisch zu arbeiten besteht hier allemal. Zu unbekannt bleiben sie und zu statisch auch. Menschen, die sich nicht kennen und die sehr unterschiedliche Probleme und erst recht unterschiedliche Ansichten zu diesen Problemen haben, treffen hier aufeinander. Das ist mühsam für alle und oft nur Blabla. Das was dann die politische Arbeit betrifft, wird leider nur von wenigen gemacht und die sind dann ganz schnell genervt, machen Fehler oder suchen sich den Weg mit dem geringsten Widerstand – die Kooperation mit den Etablierten (Parteien, Vereine, usw.). Bis jetzt scheint alles aus diesen Kiezversammlungen (korrigiert uns, wenn wir falsch liegen) aus einer Defensivhaltung. Will heißen: man ist zwar solidarisch und versucht alles auf dem legalen Wege oder auf dem Wege der gegenseitigen direkten Hilfe, bleibt aber ab einem bestimmten Punkt sehr ohnmächtig, fast apathisch. Ein Appell könnte sein, dass jede Kiezversammlung prinzipiell aus einem Diskussionsteil und einem praktischen Teil besteht. Zeit für das Motto: „Claim the streets!“ Sich Orte auf verschiedene Weisen anzueigenen ist auch mit wenig Repressionsrisiko möglich. Beispiele sind hier: Ferienwohnungsbesetzungen, Go-Ins, Streetart, Platzbesetzungen usw. Der Nebeneffekt, es macht die Kiezversammlungen bekannter und führt auch die weniger Radikalen an praktische Kritik heran.

Save the last Dance?

Um die Frage, wie wir uns in einer solidarischen Nachbarschaft einbringen können zu beantworten, bleibt dem Kiezladen nicht viel Zeit. Wir wollen versuchen durch regelmäßige Kundgebungen vor unserer Tür Nachbar*innen zu vernetzen, zu informieren und schon präventiv eine Kritik an Polizeigewalt zu üben. Denn in 1 ½ Monaten kann es schon soweit sein, dass wir aus dem Laden geprügelt werden und jene die etwas dagegen haben durch die Straßen gejagt werden…

und hoffentlich an der ein oder anderen Stelle auch zurückjagen.


Kiezladen Friedel54
Soziales Zentrum in Nord-Neukölln

Blog: friedel54.noblogs.org
Twitter: @kiezladen_f54
Facebook: Kiezladen Friedel54

E-Mail: kiezladenf54bleibt@riseup.net

Reclaim the walls

Die Räumung der Friedel54 rückt immer näher, wir haben nachwievor kein Bock auf die ganze Scheiße und wollen weiterhin in den Räumen bleiben.

Wir freuen uns über etliche Plakate und Transpis, die auf die bevorstehende Räumung aufmerksam machen und dazu aufrufen sie zu verhindern.

Reclaim the walls! Friedel54 bleibt!

 

Onlinepetition für den Erhalt der Friedel54

Uns droht nach über 13 Jahren unkommerzieller, solidarischer Existenz
die gewaltsame Räumung ab April 2017. Nachdem die ehemaligen Eigentümer
“Citec Immo Invest GmbH” mitgekriegt haben, dass der Kiezladen die
kämpferische Hausgemeinschaft strukturell und organisatorisch in ihrem (letztlich
erfolgreichen) Kampf gegen verdrängerische Modernisierungsmaßnahmen
unterstützte, kündigte sie dem Projekt. Die Kündigung ist also eine
gezielte Repression der Eigentümer im Kampf gegen Gentrifizierung!
Immerhin konnte die “Citec” vergrault werden, doch nun möchte die
Luxemburger Briefkastenfirma “Pinehill Sarl” mit hilfe der berliner
Hausverwaltung “Secura” den Kiezladen endgültig loswerden.
Juristisch sind alle Mittel ausgeschöpft und -der kapitalistischen
Eigentumslogik folgend- negativ für den Kiezladen verlaufen. Deshalb
brauchen wir umfangreiche und vielfältige Unterstützung und
Solidarität aller Art. Vielleicht kann genügend Druck eine brutale
Räumung doch noch verhindern.
Also bitte unterzeichnet als ersten Schritt schonmal die folgende
Onlinepetition. *Für jede digitale Unterschrift bekommen die lieben
Leute bei Secura und Paddock (Hintergrundfirma) eine Email in ihr
Postfach*, also teilt freudig drauf los.

https://www.change.org/p/js-secura-hausverwaltung-de-friedel-k%C3%A4mpft-kiezladen-bleibt?recruiter=680346032&utm_source=share_for_starters&utm_medium=copyLink

 

(B) Sabotage-Aktion zum Mitmachen für die Friedel54

Fundstück auf Indymedia Linksunten

Wie ihr im aktuellen Update nachlesen könnt, stellt sich der Kiezladen Friedel54 auf einen ersten Räumungsversuch Mitte April ein.

„Wir, Kollektivistas und Freund*innen des Ladens, sind ziemlich angepisst über den Status Quo.

Fest steht, die Secura Hausverwaltung ist ein Verdrängungsakteur erster Güte. Sie vertreibt Menschen aus ihren Wohnungen und versucht es nun auch beim Kiezladen Friedel54. Das Perfide an ihrer Arbeit ist, das sie meist in Büros und somit sehr weit weg von den konkreten Auswirkungen ihrer Entscheidungen stattfindet. Eine solche Entkoppelung vom eigenen Handeln und den realen Auswirkungen tut niemandem gut. Wir wollen dieser Entfremdung ein wenig entgegen wirken.“

Dann lasst uns doch direkt damit beginnen:

Konfrontiert die Secura. Teilt ihnen ohne Umwege mit, was ihr von einer solchen Arbeit haltet und wie ihr die drohende Räumung dieses, über 12 Jahre alten sozialen Projekts im Norden Neuköllns findet.

Sabotiert die Secura und auch die anderen Verdrängungsakteure. Bringt ihre Faxgeräte, E-Mail-Accounts und Telefonanschlüsse zum glühen. Praktisch ist es in Berlin Spätis aufzusuchen. Einige Spätibesitzer sind große Fans von Faxstreichen und Telefone gibt es dort meist auch. Benutzt keine Privat-Mailadresse, sondern lieber Wegwerf-Adressen ohne Anmeldung, wie bspw. bei Spoofmail, Byom, oder Trash-Mail.  Für E-Mails und Faxe könnt ihr gerne das angehängte Motiv verwenden. Oder ihr seid Oldschool und schickt auch mal was klassisch per Post, bestellt ihnen tonnenweise Pizza, Büromöbel oder eine Hundertschaft ins Haus. Und wem solcher Schabernack nichts taugt, der*die findet bestimmt auch andere Arten der Zuwendung.

 

Los geht’s:

Secura Hausverwaltung

Tel.: 030 21 47 61 62

Fax.: 030 23 62 25 44

Mail.: zentrale@secura-hausverwaltung.de

oder etwas persönlicher:

jh@secura-hausverwaltung.de

js@secura-hausverwaltung.de

 

Frédéric Gautier Winther (Eigentümer in Houston / Texas)

französisch & englisch: info@wintherinvestment.com

Tel.: +1 713 621 5200

Fax: +1 713 621 5230

 

Paddock (Eine richtige Firma hinter dem Briefkasten Pinehill s.a.r.l. in Luxemburg)

Tel.: +352 49 59 241

Fax: +352 49 59 242 22

e-mail: info@paddock.lu

henrique.desousa@paddock.lu

laurence.lambert@paddock.lu

Kiezladen: Wir erwarten die Räumung im April

Lange war es ruhig um den Kiezladen Friedel 54. Einiges ist passiert, an der beschissenen Ausgangslage hat sich leider nicht viel geändert. Im Gegenteil, der Tag, gegen den wir nun schon so lange ankämpfen, rückt näher: Die drohende Räumung unseres kleinen, sozialen Zentrums nach über 13 Jahren.

Aber erstmal ein paar Ausschnitte, was die letzten Wochen und Monate der relativen Stille bei uns passiert ist:

Initiative der Hausgemeinschaft
Die solidarische Hausgemeinschaft der Friedelstraße 54 schickte einen Brief an die Pinehill s.à.r.l., sowie die Secura Hausverwaltung. Das Ziel: Ansprechpartner*innen finden, das Haus dem Markt entziehen und endlich Ruhe vor allen Spekulant*innen haben. Immer wieder wurde betont, dass neben dem eigenen Schicksal, der Kiezladen im Erdgeschoss des Hauses bleiben muss.
Man habe kein Interesse das Haus zu verkaufen stand in der kurzen nüchternen Antwort und auf den Kiezladen wurde gar nicht erst eingegangen. In einem Redebeitrag auf der Demo „Rebellische Nachbarn – Solidarische Kieze – Stadt von unten“ wurde der Solidarität durch die Hausgemeinschaft ebenso Ausdruck verliehen.

Fahrt nach Luxemburg
Freund*innen des Kiezladens wagten Ende Dezember den Versuch, den vermeintlichen Briefkasten der Eigentümerfirma Pinehill s.à.r.l. in Luxemburg aufzusuchen. Wider Erwarten wurden sie dort von Vertreter*innen einer, der Pinehill verbundenen, Firma empfangen. Wie sich in einem erstaunlich offenen Gespräch herausstellte, waren die Vertreter*innen der Eigentümerseite wenig über die konkreten Abläufe in Berlin informiert. Im Gegensatz zu den bisherigen Aussagen der Hausverwaltung, hat diese viel mehr operative Befugnisse.

Heruntergebrochen: Pinehill parkt in Berlin Kohle und interessiert sich nicht sonderlich für das operative Geschäft. Die Secura Hausverwaltung kümmert sich nicht nur um ein bisschen Putzen und Miete verwalten, wie sie immer glauben machen wollte, sondern fungiert als operativer Eigentümer, besitzt also auch die Entscheidungsgewalt über Mietverlängerungen und alles was damit zusammen hängt. Frédéric Gautier Winther – Geschäftsführer der Pinehill – sitzt derweil im sonnigen Texas und zählt die Rendite. Wie diese geschöpft wird, dürfte ihm herzlich egal sein, dass sein Investmentkonzept keine Graswurzelstrukturen in Berlin mit einschließt, ist sicher.

Besuch bei der Secura Hausverwaltung
Mit dem neu gewonnen Wissen gingen Unterstützer*innen des Kiezladens zur, in Berlin beheimateten, Hausverwaltung um sie damit zu konfrontieren und legten ein Angebot vor, das sie nicht hätten ablehnen können. Oder sollen. Und zwar einen Mietvertrag über die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, zu den selben, finanziellen Konditionen wie vor der Kündigung, über eine Laufzeit von 54 Jahren, mit einer beidseitigen Option zu einer weiteren Verlängerung über weitere 30 Jahre. Dies hätte eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten bedeutet. 54 Jahre Ruhe für die Secura-Hausverwaltung und die Pinehill s.à.r.l. und 54 Jahre sorgenfreie Existenz des Kiezladens und somit 54 Jahre Kraft für rebellische Kiezarbeit, solidarische Nachbarschaften und allerlei anderen Schabernack.

Dieses, wirklich unschlagbare Angebot wurde von der Secura, angeblich im Namen der Pinehill, aus uns unerfindlichen Gründen abgelehnt. Die Vermutung liegt nahe, das ein im Kiez verankerter, unkommerzieller und widerständiger, sozialer Raum, nicht so sehr in die Kalkulation der beteiligten Akteure passt, wie etwa ein VintageCocktailStreetfoodCreativeCoWorkingGalleryArtistSpace, mit Bio-Macbooks aus der Region.

Das bedeutet, dass voraussichtlich alle juristischen und diplomatischen Wege, den Kiezladen zu erhalten, ausgeschöpft sind. Bereits der Vergleich im Oktober vergangenen Jahres, glich eher einer Erpressung á la „entweder wir prügeln euch jetzt raus, oder in 6 Monaten“, als einer Entscheidung im Sinne der ansässigen Bewohner*innen. Klassenjustiz, wie wir sie nicht anders gewohnt sind und sich einreiht in die geifernde Verfolgung und gewünschter Verurteilung unserer Freund*innen Aaron, Cem, Ali, Balu und Thunfisch. Aber so wütend uns diese Farce macht, so sind sie leider nur die Spitze eines hässlichen und stinkenden Eisbergs, der in den letzten Monaten nicht kleiner geworden ist. Im Gegenteil.

Berlin wird ungebrochen schicker, steriler und teurer. Immer noch verlieren jeden Tag Menschen ihr gewohntes Lebensumfeld und werden im Namen der Rendite verdrängt, oder direkt von den uniformierten Bütteln der herrschenden Verhältnisse aus ihren Wohnungen geräumt. Immer noch erfahren wir in bitterer Regelmäßigkeit von neuen Projekten und Institutionen, die der Investitionswut irgendwelcher Immobilienholdings weichen sollen.

Im angrenzenden Reichenberger Kiez soll es jetzt dem Arbeits- und Wohnkomplex rund um die Lausitzer Str. 8 an den Kragen gehen, ein großartiges und diverses Zusammenleben verschiedener Projekte, Werkstätten, Ateliers und Bewohner*innen. Keinen Steinwurf entfernt soll das beliebte Traditionsbistro „Filou“ einem weiteren, nichtssagenden 0815-Hip-Café Platz machen. Der Eigentümer der Curvy-Brache zeigt Senat und Bevölkerung den Mittelfinger und will eine der letzten Brachflächen in dieser Ecke – aus Empörung wegen quasi kommunistischer Nötigung auf einen Furzanteil Sozialwohnungen – nun komplett mit nutzlosem Büro- und Businessschrott verschandeln. Das ehemalige „Geisterhaus“ am Hermannplatz, jahrelang eines der größten leerstehenden Häusern der Gegend wird nicht etwa genutzt, um so dringend benötigten Wohnraum, oder Platz für unkommerzielle und soziale Projekte zu schaffen. Nein, ein gewisser Herr Ziegert freut sich auf eine gute Marge durch 3000qm²…na? Genau, dringend benötigte Büroflächen.

In der Rigaerstraße versucht die CG Group weiterhin, den Anwohner*innen das nächste „Vorzeigeobjekt“ für den gehobenen Geldbeutel vor die Nase zu klatschen. Und so sehr wir uns über den erneuten Punktsieg unserer Freund*innen der Rigaer94 gegen den Gurkentruppe ihrer so genannten Eigentümer freuen, so ist der technische K.O. wohl auch noch ein paar Runden entfernt.

Und während die geistigen Brandstifter der AfD weiterhin Oberwasser haben, kriechen in Neukölln die realen Zündler wieder aus den Löchern. In den letzten Wochen und Monaten gab‘ es eine Vielzahl von Anschlägen, Angriffe auf Privatwohnungen, bis hin zu dem widerlichen Versuch vor einigen Wochen das k-Fetisch und damit das gesamte Wohnhaus darüber anzuzünden.

Die Liste ist lang, zum kotzen und auch nur eine winzige Bestandsaufnahme, die nicht mal auf die andere Seite der Stadt, geschweige denn darüber hinaus reicht.

Doch vom abkotzen allein, ändert sich bekanntlich auch nix. Und das sehen wir glücklicherweise nicht alleine so, wie die vielen großen und kleinen Kämpfe die es trotz alledem immer noch gibt immer wieder aufs neue zeigen. Wir wollen die nächsten Wochen nochmal in die Puschen kommen und wenn wir die Verhältnisse schon nicht zum Tanzen bringen können, dann wollen wir doch wenigstens dazu beitragen, das sie nicht vor Tristesse und Lethargie gänzlich dahin siecht.

Nochmals in aller Klarheit: Die Frist des Vergleichs endet am 31. März. Es wird kein weiteres Gerichtsverfahren geben. Das bedeutet, dass ab dem 01. April direkt ein*e Gerichtsvollzieher*in die Räumung ankündigen wird. Wir erwarten den ersten Räumungsversuch ab Mitte April.

Die jüngste Weigerung der Secura bzw. Pinehill macht deutlich, dass sie Tatsachen schaffen wollen. Auf den Rückenwind der Staatsmacht werden sie dabei bauen können, egal ob sie nun unterm rot-rot-grünen, statt dem rot-schwarzen Mäntelchen ihr ekelhaftes Handwerk verrichten.

Wir, Kollektivistas und Freund*innen des Ladens, sind ziemlich angepisst über den Status Quo.
Fest steht, die Secura Hausverwaltung ist ein Verdrängungsakteur erster Güte. Sie vertreibt Menschen aus ihren Wohnungen und versucht es nun auch beim Kiezladen Friedel54. Das Perfide an ihrer Arbeit ist, das sie meist in Büros und somit sehr weit weg von den konkreten Auswirkungen ihrer Entscheidungen stattfindet. Eine solche Entkoppelung vom eigenen Handeln und den realen Auswirkungen tut niemandem gut. Wir wollen dieser Entfremdung ein wenig entgegen wirken. Aktionen werden folgen. Jede kreative und wütende Unterstützung ist mehr als willkommen.

Mi. 11.01. Vortrag über den Frankreich-Afrika-Gipfel in der Friedel

Corasol goes Punkrock-Tresen

Am Mittwoch, 11. Januar lädt sich Corasol zum Punk-Rock-Tresen in der Friedelstr. 54 und macht einen Vortrag zum folgenden Thema:
Der 27. Frankreich-Afrika-Gipfel wird am 13. Und 14. Januar in Bamako, in Mali, stattfinden. Vor Ort stellen sich Aktivist*innen gegen den Gipfel und kritisieren die postkolonialen Ansichten der
Teilnehmer*innen. Tausende Menschen anwesend sein: ca. 40 Staatschefs, die Vereinigten Nationen, regionale Organisationen und mehrere hunderte Minister.

Wir werden versuchen, euch einige Ziele dieses Gipfels und die wesentlichen Kritikpunkten gegen dieses internationalen Treffens nahezustellen.

Ab 20:00 in der Friedelstr. 54
—————
Corasol goes punkrock

Le mercredi 11 Janvier, Corasol s’invite à la soirée punk-rock dans la Friedelstr. 54 et fera une présentation sur le thème suivant :
Les 13 et 14 janvier se tiendra le 27e sommet France-Afrique à Bamako, au Mali. Sur place, des activistes s’opposent au sommet et critiquent les visions postcoloniales des participant.e.s. Des milliers de gens seront présents : environ 40 chefs d’Etat, l’ONU, des organisations régionales et plusieurs centaines de ministres.

Nous essaieront de vous présenter quelques buts de ce sommet, ainsi que
les principales critiques à l’encontre de cette rencontre internationale.

A partir de 20h à la Friedelstr. 54

Demo: Gemeinsam gegen rechte Hetze & Gewalt | Freitag 16.12. | 18 Uhr | Hermannplatz

Das k-fetisch ruft nach dem Angriff auf das Kollektivkaffee und weiteren
rechten Anschlägen in Neukölln zu einer Demonstration für den kommenden
Freitag auf, die wir gerne unterstützen. Hier der Aufruf des k-fetisch:

(english below)

In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember gab es Neukölln mindestens
drei Angriffe von Faschist*innen: Auf das linke Kollektivkaffee
k-fetisch wurde ein Brandanschlag verübt; der Buchladen Leporello, in
dem 10 Tage zuvor eine AfD-kritische Veranstaltung stattfand, wurde mit
Pflastersteinen attackiert; die Privatwohnung eines linken Aktivisten
wurde mit Steinen und Farbe angegriffen.

Zumindest beim Brandanschlag auf das k-fetisch nahmen die Täter*innen
die Gefährdung von Menschenleben billigend in Kauf, da sich das
k-fetisch in einem voll besetztem Wohnhaus befindet. Diese Angriffe sind
nicht die Ersten und werden nicht die Letzten gewesen sein: auf der
Facebook-Seite der Nazi-Gruppe „Freie Kräfte Neukölln“ wurde eine Grafik
mit linken Orten und eine weitere Grafik mit Geflüchteten-Unterkünften
veröffentlicht, die als mögliche Anschlagsziele in Frage kommen sollen.

Ermutigt durch die rechte Hetze in Deutschland und den erstarkenden
Nationalismus in Europa, ungehindert durch die Behörden und mit der
Erfahrung von über 100 Brandanschlägen auf Geflüchteten-Unterkünfte in
den letzten zwei Jahren, sehen sich die Nazis in der Offensive. Dies
begünstigt ein gesellschaftliches Klima, in dem Menschen, die nicht ins
reaktionäre Weltbild passen, vermehrt Angriffen auf offener Straße
ausgesetzt sind.

Das werden wir nicht unbeantwortet lassen – unsere Solidarität gegen
eure Hetze! Faschos verpisst euch!

Kommt zur Demo am Freitag den 16.12., 18 Uhr, Hermannplatz.

—– english —–

Fascists, fuck off!

Together against right-wing agitation and violence!

On the night between the 11th and 12th of November there were at least
three assaults by fascists in Neukolln: an arson attack against the
left-wing café collective k-fetisch; an attack with stones against the
Leporello bookstore, which hosted a meeting against the Afd 10 days ago;
an attack with stones and spray-paint against the apartment of a
left-wing activist.

At least in the case of the arson attack on k-fetisch, the perpetrators
were willing to risk endangering human lives as the café is located on
the ground floor of a fully occupied residential house.

These attacks are not the first and they will not be the last: the
facebook page of the Nazi group „Freie Kräfte Neukölln“  (Free Forces
Neukolln) recently published two graphs, one with left-wing locations
and another with shelters for refugees, to be treated as potential targets.

Encouraged by the right-wing agitation in Germany and growing
nationalism in Europe, unhindered by the authorities and using the
experience of 100 arson attacks against refugee shelters in the last two
years, the Nazis are on the offensive. This facilitates a social
atmosphere in which people who do not fit into a reactionary worldview
are increasingly exposed to open attacks.

We will not leave this unanswered – our solidarity should stand against their agitation.
Fascists, fuck off!

Come to the demonstration on Friday the 16th of December,

18.00 at
Hermannplatz.