Weitere Treffen und ein Sommerfest für ein Soziales Zentrum in Neukölln

Sommerfest für ein Soziales Zentrum in Neukölln am ersten August-Wochenende

Seit einigen Monaten treffen sich immer wieder Menschen und Gruppen, um ein neues soziales Zentrum in Neukölln auf die Beine zu stellen.

Bisher wurden Ideen und Wünsche gesammelt, was alles an einem solchen Ort stattfinden könnte. Aber irgendwie bleibt dann doch alles unkonkret.

Daher entstand die Idee, am ersten Augustwochenende ein Sommerfest für ein soziales Zentrum in Neukölln durchzuführen.
Dieses soll in einem kleinem Rahmen die Möglichkeiten zeigen, die unser neuer Raum haben könnte. Von Umsonstladen, Essen gegen Spende, Rechtsberatung und Kinderprogramm bis zu Hilfe bei Amtsscheiß, Musik oder Diskussionen.

Trotz Sommerlochs gibt es Leute, die Bock darauf haben, so etwas an einem noch unbekannten Ort in Neukölln zu starten. Falls ihr ebenfalls Lust habt, eure Initiative vorzustellen oder individuell für einen neuen selbstorganisierten Raum zu kämpfen, dann kommt gerne dazu.

Die nächsten Treffen dafür sind am 8. Juli und 22. Juli in der B53/55, Braunschweigerstraße 53 im EG vom Hinterhaus ab jeweils 14 Uhr.

Monatsprogramm Juli

Das neue Friedel im Exil – Monatsprogramm ist da.

Am 05.07. findet im Amtsgericht Moabit im Saal 672 des Altbaus um 10.15 Uhr der erste Gerichtsprozess wegen unserer Räumung am 29.06.2017 statt. Dem Angeklagten wird “Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte” vorgeworfen. Das ist lächerlich, nicht nur angesichts der brutalen Räumung mit vielen Verletzten. Das ist Repression, die uns einschüchtern soll. Aber selbstverständlich gehören Zwangsräumungen auch in Zukunft verhindert! Wir brauchen keine Stadt der Reichen und die Profite der Briefkastenunternehmen sind uns schnuppe. Wir brauchen wieder einen Kiezladen und eine Stadt, in der Wohnen keine Ware ist. Gemeint sind mit diesem Verfahren wir alle. Also hin da, zeigen wir unsere Solidarität!

Weitere Repression des Staates gegen solidarische Nachbarn in rebellischen Kiezen gibt es im Nordkiez Friedrichshain. Ebenfalls in Moabit laufen die Prozesse gegen Isa, der seit 3 Monaten im Knast sitzt. Alle Termine und Hintergrundinfos gibt es unter verfahrengebiet.noblogs.org.

Wir werden auch weiterhin für ein neues Soziales Zentrum in Neukölln kämpfen. Die nächsten Treffen dafür sind am 8. Juli und 22. Juli in der B53/55, Braunschweigerstraße 53 im EG vom Hinterhaus.

Ein Jahr UnvermietBar: 29.06. ab 20 Uhr @ Friedelstr.54

Ein Jahr UnvermietBar: 29.06. ab 20 Uhr @ Friedelstr.54
mit leckerem Essen und gekühlten Getränken

Am 29.06.2017 um kurz nach 13:12 Uhr wurde der Kiezladen Friedel 54 geräumt. Zuvor hatten mehrere hundert Menschen vor und hinter den Polizeiabsperrungen versucht die Räumung zu verhindern, so wie viele tausend Menschen in den Wochen und Monaten zuvor. Unter Einsatz von Schlägen, Schmerzgriffen, Reizgas, Twitter-Lügen und vielen Sägeblättern und -ketten schafften es die Bullen sich erst durch die Menschen und später durch die Material-Blockaden zu arbeiten. Sie zerstörten damit einen wichtigen sozialen Ort im Kiez für die Profite einer Luxemburger Briefkastenfirma.

Eigentümer und Hausverwaltung haben es so gewollt. Das Amtsgericht hat seine Rolle der Klassenjustiz von oben gespielt. Bullen und Gerichtsvollzieher haben das Recht der Reicheren exekutiert. Die Politik duckte sich bewusst weg, nur um wenige Monate später doch das Geld fürs Vorkaufsrecht im neuen Etat zu entdecken.

Ein Jahr ohne Soziales Zentrum – Und nun?

Nun kämpfen wir für ein neues Soziales Zentrum in Neukölln und gegen die Unerträglichkeiten, die der Alltag in der neoliberalen Stadt mit sich bringt. Der Gedanke in den ehemaligen Räumlichkeiten wieder einen Kiezladen entstehen zu lassen ist noch nicht aus den Köpfen derer gestrichen, die sich dort bewegten, organierten, den Raum gestalteten und verteidigten. Anders als vor der Räumung sind wir aber auch zu neuen Orten und Taten bereit, wie das #besetzen am Pfingstsonntag zeigte.

Inzwischen finden solidarische Blockierer*innen der Zwangsräumung vom 29.6.2017 des öfteren Vorladungen und gelbe Briefe zwischen den Mieterhöhungen und Werbefachblättern in ihrem Poststapel. Keiner ist allein! (Link: https://friedel54.noblogs.org/post/2017/06/30/unsere-solidaritat-gegen-ihre-repression/ )

Vor der Friedel54 etablierten wir die UnvermietBar als einen Ort der Erinnerung an die brutale Zwangsräumung aber auch als einen Ort des geselligen Austausches und zum Ideensammeln für das tägliche WIDERSETZEN gegen Zwangsräumungen, Miete, Eigentum und die Logik des Kapitals – für solidarische Nachbarschaften, rebellische Kieze und die Stadt von Unten.

Friedel54 – Kiezladen oder nüscht.

Treffen für ein neues Soziales Zentrum in Nord-Neukölln | So., 24.06., 14 Uhr | B53/55, Braunschweiger Straße 53/55

Einladung

Treffen für ein neues Soziales Zentrum in Nord-Neukölln.

So., 24.06., 14 Uhr
B53/55, Braunschweiger Straße 53/55 HH
nahe S+U Neukölln

Wir laden alle Menschen recht herzlich ein zusammen ein neues Soziales Zentrum in Nord-Neukölln zu gründen und aufzubauen.

Bei den ersten beiden Treffen im April und Mai sammelten wir bereits Ideen. Dabei zeigte sich, dass viele Gruppen und Einzelpersonen das Bedürfnis nach einem selbstorganisierten und unkommerziellen Ort haben, der unabhängig von Staatsgeldern und Parteien betrieben wird. Es gibt zahlreiche Ideen und Menschen und Gruppen, die sie umsetzen wollen. Einige Beispiele sind Werkstätten, Bibliothek, Umsonstladen, offenes Internetcafé, Kinderfilmen, politische Rechtsberatungen, Skill-sharing, Infoveranstaltungen, Ort für Initiativen und Küfa. Viele Gruppen suchen Räume und haben genaue Vorstellungen davon, was sie brauchen.

Dieses Mal wollen wir über das weitere Vorgehen beraten. Dazu wollen wir
in AGs arbeiten. Also kommt zahlreich und bringt viele kreative Köpfe mit.

Insbesondere feministische, ökologische, migrantische, antirassistische
und antifaschistische Gruppen und Initiativen wollen wir explizit
ermutigen zu kommen. Für uns sind das wichtige Kämpfe, die einen
würdigen Platz finden sollen.

Leitet die Einladung gerne weiter.

Themen für AGs sind unter anderem (weitere können mitgebracht werden):
– Wie wird die Kampagne weiter betrieben?
– Selbstverständnis und interne Struktur
– rechtliche Struktur
– Raumfrage und -suche

Es ist klar, dass nicht alle Fragen sofort geklärt werden können, aber
wir wollen einen Modus finden, mit dem wir parallel arbeiten und voran
kommen können.

Wir freuen uns auf einen intensiven Austausch!
Kiezladen Friedel54 im Exil

Di. 12.06. | 19 Uhr | Deine LieblingsVoKü | @UnvermietBar

Am Dienstag grillt deine LieblingsVoKü leckeres veganes Essen nur für Dich (und ein paar dutzend andere).
Komm ab 19 Uhr mit allen deinen Freund*innen zur UnvermietBar in der Friedelstr. 54 und genieße das leckere Grillgut.

Für Musik aus dem Kassettenrekorder ist gesorgt.
Das Wetter wird auch gut.

*Friedel54imExil

Monatsprogramm Juni

Das neue Friedel-Monatsprogramm ist da. Leider wieder ein Exil-Programm.

Am 29.06. jährt sich bereits die brutale Räumung unseres Kiezladens. Aber wir sind noch da und werden weiter für ein neues Soziales Zentrum in Neukölln unterwegs sein.

 

Do. 14.06. | 20 Uhr | Anti-Knast-Tresen | @Lunte

Im Anschluss an die Mietrechtsberatung geht’s los mit einem Input zu Knastbriefen, worauf man beim schreiben achten sollte und wie das überhaupt ist mit der Post im Knast. Dazu gibt es veganes Essen und kalte Getränke. Danach wollen wir dann gemeinsam Postkarten schreiben an den Genossen Tim. Der sitzt aktuell in der Jugendstrafanstalt Raßnitz eine mehrjährige Haftstrafe ab. Er engagierte sich in der Vergangenheit bei antifaschistischen und antirassistischen Aktionen in Magdeburg. Zum Besispiel supportete er die kurdische Community in Magdeburg sowie das antimilitaristische War-Starts-Here-Camp.

In der Zeit seiner Inhaftierung schrieb er über die widrigen Zustände in der Haftanstalt Raßnitz u.a. für die Tageszeitung “Junge Welt” sowie das Magdeburger Magazin „Unterdruck“. Mit juristischer Unterstützung seiner Anwält*innen bemüht er sich aktuell um bessere Haftbedingungen für seine Mithäftlinge und sich selbst. In der Jugendhaftanstalt Raßnitz sind 40 männliche Jugendliche sowie über 340 weitere Personen inhaftiert.

Schreibt Tim und solidarisiert euch mit ihm! Aus diesem Zwecke wurden Postkarten, Aufkleber sowie Shirts (in Produktion) hergestellt, um auf Tims Schicksal öffentlich hinzuweisen. Bei unserem Tresen könnte ihr Aufkleber bekommen und Postkarten zum beschreiben.

Auch wer es nicht zum Tresen schafft, schreibt Tim Postkarten oder gerne auch Briefe, um zu zeigen, dass er nicht alleine ist:

Tim Hilgendorf
Jugendanstalt Raßnitz
Gröberssche Str. 1
06258 Schkopau

#freetim

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Was war los am 20. Mai in der Reichenberger Str. 114?

Am 20. Mai gab es berlinweit neun Besetzungen. Gegen 14 Uhr haben wir in der Reichenberger Straße 114 das Soziale Zentrum Friedel im Exil eröffnet. Bereits zwei Monate zuvor haben wir begonnen, die Ladenfläche dort zu nutzen und zu gestalten.
Die Ladeneinheit wurde vom Eigentümer – der Akelius GmbH – jahrelang leer stehen gelassen. Die weltweit operierende Akelius GmbH ist eine der größten Berliner Hauseigentümer und trägt mit extrem überhöhten Angebotsmieten und hohem Leerstand maßgeblich zum Berliner Mietenwahnsinn bei. Wahnsinnig ist, dass in Berlin zehntausende Wohnungen leerstehen, während es gleichzeitig in Berlin täglich ca. 20 Zwangsräumungen gibt, Geflüchtete unter menschenunwürdigen Zuständen in Lagern untergebracht werden, und über 6000 Menschen obdachlos sind. Wahnsinnig ist, dass Eigentum wichtiger ist, als menschliches Leben in Würde.
Deswegen wollten wir gemeinsam mit Nachbar*innen, Freund*innen und allen Interessierten dem Raum in der Reichenberger Str. 114 wieder Leben einhauchen. Wir wollten auf Dauer einen selbstorganisierten Ort schaffen, wo ein Zusammenkommen auf Augenhöhe möglich ist. In Berlin und vielerorts fehlt es an Orten, die organisch zusammen wachsen, die möglichst barrierearm, diskriminierungsfrei, emanzipatorisch und selbstorganisiert sind – ohne staatliche Einmischung. Denn wir als Mieter*innen haben kaum die Möglichkeit, unseren Kiez selbst zu gestalten. Wir wollen keine anonymen Kieze, die nur zum Arbeiten und Schlafen gedacht sind, sondern einen Wohn- und Lebensraum, in dem nachbarschaftliches Zusammenkommen möglich ist und in denen wir selbstbestimmt unsere Leben gestalten können. Darum besetzen wir Wohn-und Lebensraum, der uns aufgrund der Marktlogik und dem Konzept ‘Miete’ vorenthalten werden soll und öffnen diesen für alle. 
Kurz nach Veröffentlichung der Besetzung in der Reichenberger Str. 114 kamen interessierte und solidarische Menschen zusammen, um die neuen Räumlichkeiten mit Leben zu füllen: ein Umsonstladen, ein Infotisch, ein leckerer Brunch und entspannte Musik trugen zu einer freundlichen und gemütlichen Stimmung bei. Sowohl Nachbar*innen als auch Passant*innen, die durch Flyer auf das neue Soziale Zentrum aufmerksam wurden, zeigten sich solidarisch. Den Tag über bis in die Abendstunden waren durchgängig zwischen 100 und 200 Leute da. Eine Stunde nach Eröffnung kamen mehrere Bullenwagen an, weshalb wir leider niemanden mehr in den Laden lassen konnten. Die Nutzung des Ladens wurde durch die Polizeipräsenz kriminalisiert: wer sich in den Laden bewegte, musste das Risiko auf Strafanzeigen eingehen. Daraufhin wurde vor dem Laden eine Kundgebung angemeldet. Es folgten ein paar nette Stunden mit Redebeiträgen und Musik. Die Besucher*innen malten Transparente und erstellten gemeinsam ein Programm für die kommenden Tage: u.a. Workshops, Konzerte, Lesungen, Diskussionen und Filmvorführungen sollten im Laden stattfinden
Jedoch wurde die friedliche und entspannte Stimmung immer wieder von den Bullen gestört: Eine Person, die die Toilette im Laden benutzte, bekam eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Leute, die zur Kundgebung wollten, wurden aufgehalten. Ein Transparent gegen Polizeigewalt, das zwischen zwei Bäumen hing, musste entfernt werden. Daraufhin hängten Bewohner*innen der Reichenberger Str. 114  das Transparent aus ihrem Fenster. Ein weiteres Transparent an der Hofeinfahrt veranlasste, dass die Bullen konfrontativ die Kundgebung angriffen. Gegen 20:30 Uhr teilte die Polizei mit, dass ihnen nun Strafantrag und Räumungsbefehl des Eigentümers vorliege und sie nun räumen würden. Erst versicherten sie, es auf jeden Fall anzukündigen, bevor sie sich Zugang zum Objekt verschafften. Doch keine fünf Minuten später setzten sie das Recht auf Eigentum brutal durch. Die Bullen eskalierten und verschafften sich ohne jede Ankündigung und durch wahllose Prügel auf Kundgebungsteilnehmer*innen Zugang zur Tür des Ladens. Sowohl Schlagstöcke als auch große Mengen Pfefferspray wurden eingesetzt. Einige Bullen gingen mit Fäusten auf die Menschen los, die zufällig in diesem Augenblick vor der Tür standen. Es gab einige Platzwunden, gebrochene Nasen und einer Person wurden sogar Zähne ausgeschlagen. Die Menschen drinnen konnten den Laden verlassen, bevor die Bullen die Tür eingeschlagen hatten.
Das zeigt, Akelius und auch die Bullen wollten nicht verhandeln, sie wollten nur Gewalt. Kriminalisiert werden in diesem Land nicht die, die Räume sinnlos leerstehen lassen, sondern die, die sie couragiert für die Allgemeinheit öffnen.
Um diesem schnellen und unerwarteten Ende wenigstens etwas entgegenzusetzen, zogen wir unmittelbar danach von der Reichenberger Str. 114 zum Reuterplatz, um gegen Polizeigewalt und für die Besetzung von Leerstand zu protestieren.
So endete zwar der Eröffnungstag des Sozialen Zentrums in der Reichenberger Str. 114, aber der Karneval der Besetzung dauerte noch an, denn in der Bornsdorferstraße. 37b in Neukölln waren die Bullen noch am Räumen. Mitten in den laufenden Verhandlungen hatten sie die Besetzer*innen überrascht und ohne Warnung brutalst angegriffen. Eine Person wurde bewusstlos geprügelt, andere die Treppe hinuntergeschubstAuch daran zeigte sich, dass für Polizei und Politik nichts zu schade ist, um die Berliner Linie durchzusetzen; egal ob sie dabei offizielle Verhandlungen platzen lassen und Menschenleben in Gefahr bringen. Die Räumung der Bornsdorferstraße 37b dauerte noch bis spät in die Nacht und endete mit 56 Strafanzeigen. Viele Menschen blieben bis zum Ende vor Ort, um ihre Unterstützung zu zeigen.
Mit dieser ersten großartigen Aktion zeigt die Besetzen-Kampagne, dass eine breite Masse Wohn- und Lebensräume braucht und den spekulativen Leerstand, die hohen Mieten und Zwangräumungen, nicht mehr so hinnehmen will. Die neun parallel stattfindenden Besetzungen zeigen die Entschlossenheit, sich die Stadt wieder zurückerobern zu wollen und sie als einen Raum für alle gemeinsam zu gestalten. Die positive Resonanz von Medien, Passant*innen, Nachbar*innen und anderen Gruppen zeigt, dass Besetzungen ein richtiges und legitimes Mittel für eine Stadt von unten sind.
Das war nur der Anfang des Frühlings der Besetzungen.
Tausend Dank an alle, die da waren und das soziale Zentrum Friedel im Exil, so wie die anderen Besetzungen, unterstützt haben! Ihr habt die schönen Stunden dieses Tages zu dem gemacht, was sie waren! Wir werden uns von Polizeigewalt nicht abhalten lassen, unsere Ziele zu verwirklichen.
Solidarische Grüße an die Besetzer*innen aus Stuttgart Heslach, die leider geräumt wurden.
Viel Erfolg und Energie an die Projekte HaSi aus Halle und dem Black Triangle in Leipzig, die akut von Räumung bedroht sind!
Und natürlich solidarische Grüße an alle organisierten aklius-Mieter*innen!
Zusammen bauen wir die Städte von Unten!

[Demo] Der Senat redet von Wohnungspolitik – wir machen sie!

Freitag, 25.05 | 18 Uhr | Lausitzer Platz

Her mit dem Sozialen Zentrum! – Raus auf die Straße! – Die Räumungen waren noch nicht das Ende!

Straffreiheit für die Besetzer*innen, nieder mit der Berliner Linie, schafft ein soziales Zentrum für Nord-Neukölln!

Am vergangenen Sonntag, dem 20. Mai, haben wir – gemeinsam mit vielen anderen Gruppen und Einzelpersonen – leerstehende Räume und Gebäude besetzt, um Leerstand so zu nutzen, wie wir es für viele Menschen für richtig erachtet haben.

Nachdem am 29. Juni 2017 unser Kiezladen Friedel54, in selbiger Straße durch ein Großaufgebot der Polizei gewaltsam geräumt wurde und die Räumlichkeiten bis heute leer stehen, sahen es wir als notwendig an, einen neuen sozialen, unkommerziellen und selbstwerwalteten Raum in der näheren Nachbarschaft zu schaffen.

In der Reichenbergerstraße 114 haben wir uns das Erdgeschoss, das seit langer Zeit leerstand angeeignet, um dort ein soziales Zentrum ,wie seinerzeit die Friedel54, aufzubauen. Einen Raum, der von allen genutzt werden kann, unabhängig von sozialem, oder legalem Status, Einkommen, Geschlecht oder sonstigen, äußeren Merkmale. Wir wollten und wollen ein Zentrum, in dem Gruppen, Kollektive und Einzelpersonen sich selbstbestimmt entfalten und ihr jeweils eigenes Programm durchführen können, ohne äußerliche Einschränkungen wie Raummiete oder Konsumzwang. Pläne dafür hatten wir viele, genauso wie wir sie in der Friedel54 verwirklicht haben. Dazu zählten und zählen unkommerzielle Info-Events, Workshops und Filmabende, Küfas und Brunchs, offene (Siebdruck-)Werkstätten, ebenso wie Stammtische, Kindervormittage oder ganz kurzfristig genutzten Open-Space.

Wir sind immer noch der Meinung, dass es solche Orte in Berlin – und überall – braucht. Orte in denen sich begegnet, ausprobiert und erprobt werden kann. Orte in denen es nicht darauf ankommt, ob Mensch noch das Geld für ein nächstes Getränk hat und Orte, in denen jede*r das, was ihm*ihr wichtig ist, verwirklichen kann. Und Orte, in denen gleichberechtigt entschieden wird, in denen es keinen „Chef“, „Vorsitzenden“ oder ähnliches gibt, sondern in dem alle Nutzer*innen und Besucher*innen gleichermaßen entscheiden was, wie und wo passiert.

Ein solcher Ort wurde uns durch die Räumung unseres Kiezladens genommen. Eine Räumung, die nur dazu diente, das vermeintliche Recht einer Luxemburger Briefkastenfirma durchzusetzen und die zu nichts weiter geführt hat, außer das wir nicht mehr da sind und der Laden seit mittlerweile fast einem Jahr leersteht.

Orte wie die Friedel54 waren und sind, wichtige Orte um sich zu begegnen und zusammen zu finden. Orte um sich auszutauschen, zu diskutieren und sich im Zweifel zusammen zu tun gegen all die Ungerechtigkeiten im Leben. Orte in denen es egal ist wo du herkommst, wieviel du verdienst, wie du aussiehst und was du willst, solange du die paar Grundsätze teilst die wir haben: Gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt und die Vermeidung von allen Ekelhaftigkeiten wie Sexismus, Rassismus und co., die uns im Alltag so begegnen.

Die Räumung des Kiezladens hat vielen Menschen ihr Wohnzimmer geklaut. Ihren Veranstaltungsort, ihren Safer-Space, einfach den Ort, in dem sich viele Menschen wohl gefühlt und eine Auszeit von der alltäglichen Scheiße, die um uns herum passiert, genommen haben. Hier haben sich Menschen kennen gelernt, haben Kita-Gruppen Siebdruck gelernt, haben Menschen sich durch Info- und Filmveranstaltungen weitergebildet, haben Menschen – neben günstigem Essen und Getränken – Anschluss und Freunde gefunden, konnten sich an kostenlosen Veranstaltungen begeistern, konnten billig essen, kurzum: konnten all dies tun, was ihnen drumherum durch die schleichende Vermarktung und Kommerzialisierung der Stadt verwehrt worden ist. Hier kostete kein Kino Eintritt, wurde niemand bei Veranstaltungen abgewiesen, ging niemand hungrig oder durstig nach Hause und vorallem: hat sich niemand als Mensch zweiter Klasse gefühlt, nur weil er*sie die falsche Hautfarbe, das falsche Geschlecht, das falsche Einkommen, oder sonst etwas hatte.

So einen Raum vermissen wir. Und so einen Raum wollen wir wieder. Deshalb haben wir am vergangenen Sonntag gemeinsam mit vielen anderen Räume besetzt. Um zu zeigen, wie viel Leerstand es doch in dieser Stadt die aus allen Löchern pfeift doch gibt. Um zu zeigen das Leerstand kein gottgegebener Zustand und von der Gnade der Eigentümer*innen abhängt. Und um zu zeigen, dass Gesetze, die gerade wieder viel beschworen werden, nichts zählen, wenn sie offensichtlich falsch und an den Bedürfnissen der Menschen vorbei existieren.

Wir haben einen Raum besetzt, um wieder ein solches soziales Zentrum aufzubauen. Und wir haben diesen Raum verloren. Verloren durch und an Akelius, einer Wohnungsbaugesellschaft, die ein Paradebeispiel dafür ist, was alles falsch läuft in der Frage von Wohnen und Leben. Akelius, die Mieter*innen, die Menschen nur als Variablen in ihrer Rendite-Rechnung sieht und nicht als Individuen, die natürlich dort leben, wohnen und arbeiten möchten, wo sie es gewohnt sind und wo sich Netzwerke und Beziehungen aufgebaut haben. Akelius steht exemplarisch für alles, was wir ablehnen. Für das aggressive Vertreiben von Bestandsmieter*innen, wenn sie nicht bereit sind genug Miete und somit Profit zu generieren. Für das schamlose Profitsanieren, an deren Ende Wohnungen für bis zu 25-30€ den Quadratmeter kalt stehen. Preise die selbst für den Berliner Wohnungsmarkt unverschämt sind. Für das gesamte Vorgehen, eine reine Renditeorganisation zu sein, denen schon es schon lange nicht mehr um „ihre“ Mieter*innen geht, sondern rein um Zahlen. Um Profite und Rendite.

Wir hatten nie große Hoffnung dort lange zu bleiben. Dafür ist unsere Regierung zu sehr auf Linie des Kapitals, dafür schützen die Gesetze Investor*innen zu sehr und dafür steht die gesamte berliner Stadtpolitik zu lange und zu deutlich auf Seiten der Besitzenden und zu sehr hinter dem Primat des Eigentums. Akelius kann mehrere Wohnung jahrelang leer stehen lassen, in einer Stadt, in einem Bezirk in dem massivster Wohnraumnotstand stattfindet. Akelius kann jahrelang einen Gewerberaum leer stehen lassen, in dem so viel Nützliches und Sinnvolles stattfinden könnte,. Dafür interessiert sich keine Politik, dafür wird niemand bestraft. Wenn sich Menschen diesem offensichtlichen Missstand annehmen, wenn Menschen dafür sorgen, dass dieser spekulative Leerstand wieder der Allgemeinheit zu Verfügung gestellt wird, dann ist der Staat schnell bei der Hand. Dann werden in Windeseile Verfügungen, wie die Berliner Linie, oder Gesetze herausgekramt, die vorher bestenfalls ungenügend, im schlimmstem Fall irrelevant waren.

Wir ertragen kein weiteres Jahr ohne soziales Zentrum in Nord-Neukölln. Es ist wichtig, es ist richtig und deshalb muss und wird es wieder erkämpft werden. Solange eine luxemburgische Briefkastenfirma uns räumen lassen und den Laden danach fast 1 Jahr leerstehen lassen kann, sind wir da. Solange eine Firma wie Akelius eine Ladenfläche über ein Jahr ungenutzt leerstehen lassen kann sind wir da. Und solange wir kein neues, selbstverwaltetes Zentrum in Nord-Neukölln haben sind wir da.

Wir werden weiter den Finger in jede Wunde legen, die sich uns bietet. Wir werden weiterhin dafür kämpfen, ein Zentrum aufzubauen, das für die Menschen da ist, die es nutzen. Und nicht für die, die möglichst groß daran verdienen. Wir werden weiter unbequem und unbefriedet bleiben. Für mehr solidarische Nachbarschaften, rebellische Kieze, die Stadt von Unten und eine neue Friedel54.

Aufruf zur Demo: Straffreiheit für Besetz*innen – Weg mit der Berliner Linie! | 25.5. | 18 Uhr | Lausitzer Platz (Berlin)

Kommt zur Demo

„Der Senat redet von Wohnungspolitik – Wir machen sie!“

am Freitag, den 25.5. // Start: 18 Uhr Lausitzer Platz (Berlin)

Am vergangenen Pfingstsonntag wurden in Berlin und Potsdam 10 leerstehende Häuser besetzt. Von der Villa über eine ehemalige Kita bis hin zum ganzen Wohnhaus. Was über Jahre tote Spekulationsmasse war, wurde mit Leben gefüllt. Auch wenn einige der Besetzungen sehr schnell aufgegeben wurden, handelte es sich bei #besetzen nicht bloß um eine symbolische Aktion. Jeder Leerstand wurde in seinen Kontext gesetzt und für nahezu alle Objekte gab es Konzepte, die eine mögliche Nutzung im Sinne einer solidarischen Stadtpolitik aufzeigten. Betont wurde hierbei immer, dass nicht der Leerstand das Problem ist, sondern das Prinzip von (Privat-)Eigentum an Nutz- und Wohnraum, welches Spekulation erst möglich macht. Spekuliert wird aber nicht nur mit Leerstand, sondern auch mit bewohnten und genutzten Flächen. Das bedeutet, dass es jede*r verdrängt werden kann. Ob das nun Jugendzentren, Kitas, ein Späti oder ganze Wohnblöcke sind. Deshalb war am 20. Mai klar: Räume müssen erkämpft und verteidigt werden. An diesem Tag sollten vor allem die Bornsdorferstraße 37b (Borni) in Nord-Neukölln und die Reichenbergerstraße 114 (Friedel54 im Exil) in Kreuzberg als selbstverwaltete Orte für den Moment verteidigt und langfristig als Orte der Organisierung für eine Stadtpolitik von Unten aufgebaut werden.

Sie wollen keine Verhandlungen, sie wollen nur Gewalt.

Die Gewalt einer Stadtpolitik von Oben spüren wir in Berlin Tag für Tag. Gefahrengebiete, Zwangsräumungen, Lagerunterbringung, Rassismus und Wohnungslosigkeit sind hierbei nur einige Schlagworte. Beim „Karneval der Besetzungen“ wurde wieder einmal deutlich, dass der Berliner Senat auch Ursache dieser Gewalt ist. Ebenfalls wurde deutlich, dass zwischen privaten Hauseigentümern wie Akelius und städtischen Unternehmen wie „Stadt und Land“ kaum noch Unterschiede bestehen.

Bei der Besetzung der Reiche114, im Wohnhaus der Akelius GmbH wurde von diesen gar nicht erst versucht zu kommunizieren, so unterschrieben irgendwelche Handlanger gegen 20.30 Uhr den Straf- und Räumungsantrag. Mit enormer Polizeigewalt wurde nur 2 Minuten später die angemeldete Kundgebung vor dem neuen sozialen Zentrum, sowie der Lautsprecherwagen gestürmt. Hierbei gab es viele Verletzte. Das entschlossene Agieren aller solidarischen Menschen vor Ort verhinderte Schlimmeres und ermöglichte die Flucht der Besetzer*innen.

Zeitgleich wurde die Borni gestürmt, obwohl die Verhandlungen über die zukünftige Nutzung des Gebäudes noch liefen. Angesichts dessen, dass der Berliner Senat, sowie Stadt & Land Boss Ingo Malter die Besetzer*innen der brutalen Staatsgewalt auslieferte, ohne auch nur einer Person zu ermöglichen schon vorher das Gebäude zu verlassen, kann dieses Vorgehen nicht nur als Farce, sondern als Tragödie einer sich „sozial“ nennenden Stadtpolitik verstanden werden. Zusätzlich zu den Bullenschikanen im Haus und während der Identitätsfeststellung will Malter die 56 Besetzer*innen noch mit Strafanzeigen überziehen. Eigentum verpflichtet anscheinend doch… zum Arschloch sein.

Wir fordern am 25. Mai und auch sonst:

  • Straffreiheit für alle Besetzer*innen!
  • Weg mit den Strafanzeigen durch Stadt & Land!                           
  • Weg mit der „Berliner Linie“!

Trotz der Durchsetzung und dem Beharren des Senats auf die Berliner Linie wurde am vergangenen Wochenende und die daraus entstehende Debatte deutlich gemacht, dass Besetzen eines von vielen legitimen und notwendigen Mitteln ist. Eine rebellische stadtpolitische Bewegung wird auch weiterhin zivilen Ungehorsam üben, wie am 22.Mai mit der erfolgreichen Blockade einer Zwangsräumung in Berlin-Lichtenberg gezeigt wurde. Ob sie auch weiterhin #besetzen wird, liegt an uns allen. Deshalb die Aufforderung an alle:

Weitermachen:

Besetzen, enteignen und die Stadt von Unten erkämpfen!