22.04.-30.04: Friedel54-Aktions-Woche

Friedel54-Aktions-Woche

Bullen-Grün und Pinehill-Grau weg! Wir wollen mehr Friedel-Grün an jedem Eck!

22.04. – 30.04.


Anstehende Termine

22.04. / 20 Uhr / Eldenaer Straße Ecke Proskauer Straße
Interkiezionale Demonstration zur Aufkündigung des Friedens mit den Reichen und Mächtigen

23.04. / 14 Uhr / Friedelstraße 54
8. Kundgebung gegen Verdrängung

28.04.-30.04. / Bethanien
Kongress “Selber machen”: Internationale Konferenz zu Basisorganisierung, Gegenmacht und Autonomie

29.04. / 20 Uhr / Friedelstraße 54
Ausstellungseröffnung: Zwischen Sabotage und Vernissage – Kämpfende Hütten zu Gast in der Friedel54

30.04. / 14-15 Uhr / Friedelstraße 54
9. Kundgebung gegen Verdrängung + Vortreffpunkt zur Organize Demo im Wedding

30.04 / 16 Uhr / Leopoldplatz
Demonstration: Organize! Selbstorganisiert gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung


Aufruf zur Aktionswoche

(français en bas)

(English below)

 

An uns wurde mehrfach die Frage herangetragen, “was wir wollen”.

Wir wollen nicht geräumt werden. Wir wollen bleiben.

Wir wollen unseren unkommerziellen Raum erhalten und 13 Jahre Kiezarbeit fortsetzen. Utopisch?! Mag sein… dafür werden wir aber weiterhin und unablässig kämpfen.

Wir wollen nicht, dass die PineHill S.à.r.l. ohne Widerstand weiter in Neukölln oder sonst wo wirtschaften kann – schon gar nicht mit dem Erdgeschoss in der Friedelstraße 54.

Wir wollen nicht, dass das lupenreine Image dieser Firma vertuscht, was sie eigentlich sind: Verdränger*innen, Existenzzerstörer*innen, Spielverderber*innen.

Wir wollen die Eigentümer*innen demaskieren.

Wir wollen nicht, dass die Räume der Friedel54 neu vermietet werden und auch nicht die Räume neben uns (was schon geschehen ist), denn auch unser ehemaliger Nachbar wurde verdrängt.

Wir haben das nicht vergessen und auch die Hausverwaltung und (neue wie ehemalige) Eigentümer*innen sollen das nicht vergessen dürfen.

Wir wollen sie an unsere Wut erinnern.

Wir wollen nicht, dass der Kiez sich auf eine Weise verändert, wie die Bewohner*innen es nicht gebrauchen können.

Wir wollen die Menschen dabei unterstützen, sich gegen Mietsteigerungen und Verdrängung zu wehren.

Wir wollen, dass ihr zumindest ein paar unserer Wünsche mit uns gemeinsam wahr werden lasst. 

Wie, entscheidet ihr. Wir danken euch für jede Aktion!

 

Und auch im Falle einer Räumung muss etwas bleiben… Wir wollen Strukturen schaffen, die Nachbar*innen bekräftigen, sich zu wehren. Wir wollen, dass das allgegenwärtige Stadtgespräch über die steigenden Mieten endlich zu Aktionen führt. Wir wollen, dass die Forderung nach Selbstverwaltung der Häuser größer wird.

Denn eine selbstorganisierte Hausgemeinschaft würde ihre Nachbar*innen nicht auf die Straße setzen und auch keine Sachen bauen, die teuer und unnötig sind. Wir wollen nicht weniger als den allgemeinen Zugang zu einer Ware die keine Ware sein sollte. Gemeint ist hier den Wohnraum.

Wir wollen, dass sich die Menschen zusammenschließen, um sich gegen jede Räumung zu stellen. Es gibt ohne Friedel keinen Frieden!

Tanzt den Trümmertango mit uns am 22.04 und behaltet den Rhythmus in den folgenden Wochen! 

Seid solidarisch und kre-aktiv! Macht das Thema zum Thema; nicht nur bei einem Bier in eurer Lieblingskneipe, sondern auch vor der Haustür, auf der Straße, im Internet und überall, wo es profitorientierten Akteuren deutlich gemacht werden kann, welche Verantwortung sie für die Zerstörung von Wohn- und sozialen Räumen tragen

Friedel bleibt! Wir bleiben Alle!

 


(version française)

Semaine d’actions pour la Friedel54
Vert police et gris Pinehill aux ordures! On veut du vert Friedel sur tous les murs!
22/04 – 30/04

On nous demande régulièrement „que voulez-vous“?

Nous ne voulons pas être expulsé.e.s. Nous voulons rester dans nos locaux.
Nous voulons conserver notre espace non-commercial et poursuivre le travail que nous faisons depuis 13 ans dans le quartier. Utopique?! Peut-être… mais nous continuerons à nous battre pour cela et ce, sans relâche.

Nous ne voulons pas permettre à la Pinehill S.a.r.l. de pouvoir exercer du profit, que ce soit à Neukölln ou ailleurs, sans rencontrer de résistance – et d’autant moins au rez-de-chaussée de la Friedelstrasse 54.
Nous ne voulons pas que leur image irréprochable ne cache ce qu’ils sont vraiment: des expulseurs, des briseurs et briseuses d’existences, des casse-pieds…

Nous voulons démasquer les propriétaires.

Nous ne voulons pas que les locaux de la Friedel54 soient reloués, les nôtres comme ceux de notre voisin direct (déjà reloués) puisque notre ancien voisin a également été expulsé.
Nous ne l’avons pas oublié et nous ne permettrons pas à l’agence de gestion de l’immeuble ni aux (anciens comme nouveaux) propriétaires de l’oublier non plus.

Nous voulons leur rappeler notre rage.

Nous ne voulons pas que le quartier change de manière inutile ou contraire à la volonté de nos voisin.e.s. Nous voulons soutenir les gens dans leur lutte contre l’augmentation incessante des loyers et contre les évictions.

Nous voulons que vous nous aidiez à réaliser ne serait-ce que certains de ces souhaits.
A vous d’en décider la manière. Nous vous sommes reconnaissant.e.s pour toute action!

Et même dans le cas d’une expulsion, il doit rester des traces…

Nous voulons créer des structures qui poussent et soutiennent nos voisin.e.s à se défendre eux/elles-mêmes.
Nous voulons que le discours omniprésent sur l’augmentation des loyers débouche enfin sur des actions. Nous voulons que de plus en plus de gens réclament l’autogestion des bâtiments qu’ils/elles habitent. Car une communauté des locataires et locatrices auto-organisée ne jetterait pas les locataires et locatrices à la rue et n’entreprendrait pas non plus de travaux trop chers et inutiles. Nous ne voulons rien de moins que l’accès généralisé à un bien qui ne devrait pas en être un. Par bien, nous entendons les lieux de vies.

Nous voulons que les gens se regroupent pour lutter en masse contre toute expulsion. Sans Friedel, vous n’aurez pas la paix !

Venez danser le Tango des Ruines avec nous le 22/04 et gardez le rythme les semaines suivantes !
Soyez solidaires et cré-actifs/cré-actives ! Faîtes que ce sujet deviennent un vrai sujet pour tou.te.s, pas seulement autour d’une bière dans votre bar préféré, mais devant votre porte, dans la rue, sur internet et partout où les acteurs et actrices de la gentrification puissent comprendre quel rôle ils/elles jouent dans la destruction de lieux de vie et de lieux sociaux.

Friedel reste ! Nous restons tou.te.s !

 


(English version)

Friedel54 Action Week!

Cop-green & Pinehill-grey in the disposer! We want more Friedel-green at every corner!

22.04 – 30.04

 

Quite often one question is brought to us, “what do we want”?

We don’t want to be evicted. We want to stay.

We want to keep our non-commercial space and go on with the work we’ve been doing in the district since 13 years.

Is it utopist? Maybe… but we’ll continue to fight for it relentlessly.

We don’t want to let the Pinehill S.a.r.l. make profit in Neukölln or elsewhere without any resistance – even less with the ground floor of the Friedelstrasse 54. We don’t want their flawless image to cover up what they really are: displacers, existences destroyers, spoilsports.

We want to unveil the owners.

We neither want the Friedel54’s space to be re-let nor the space next door (already re-leased), because our former neighbour also got displaced.

We haven’t forgotten and our building management and owners (the former like the recent ones) shouldn’t get allowed to forget about it either.

We want to remind them of our rage.

We don’t want the district to change in a way that the residents neither need nor want. We want to back up and support people in their struggle against increasing rents and displacement.

We want you to help us make at least some of those wishes become reality.

You decide on how. We are thankful for every action!

And even in the case of an eviction, there has to be something that stays…

We want to create structures to help and reinforce neighbours in defending themselves. We want that ubiquitous talk about increasing rents to finally evolve into actions. We want more houses to aim for self-organization. Because a self managed tenants community wouldn’t kick their neighbours out nor build expensive unnecessary things. We want nothing less than a generalized access to a good that shouldn’t be merchandise. By good we mean living spaces.

There won’t be any peace without Friedel54!

Dance the wreckage tango with us on April 22nd and keep the rhythm onto the following weeks!

Show your support and be cre-active! Make this topic be a real matter, not only around a beer in your favorite bar, but at your front door, in the street, in the web and everywhere where the actors*actresses of the gentrification process can been shown which part they are taking to the destruction of people’s lifes and social places.

Friedel stays! We all stay!

“Wir bleiben Alle!”-Wandzeitung

Die erste “Wir bleiben Alle!”-Wandzeitung ist da.

Sie liegt im Kiezladen Friedel54 aus um von Euch plakatiert zu werden.
Auch könnt Ihr die Zeitung hier einfach online anschauen und den Link
hierzu teilen. Mit der Download-Funktion ist es auch leicht auf einer
eigenen Seite oder Socialmedia hochzuladen. Open Source eben.

Dank geht raus an das Umbruch-Bildarchiv und alle Fotograf*innen, die
dort ihre Fotos abliefern. Das Foto im Titel ist Teil der Ausstellung:
“Ob Nuriye, ob Kalle, wir bleiben alle!”, die zur Zeit in Flur der Lause
10/11 residiert. Ebenfalls fetter Dank geht raus an die Radikale Linke
Berlin für das Layout. Solidarische Grüße an die Kiezversammlung44 und
den Verein Allmende. Vielen Dank für eure Beiträge.

Um den Druck für die arabisch- und türkischsprachige Version zu
finanzieren, kommt zu den Veranstaltungen in der Friedel54.

Klebt die Zeitung an jede Wand! Wir bleiben Alle!

Finanzielle Unterstützung

Ein leidiger, aber notwendiger Punkt. Der Kampf kostet Geld; Flyer, Aufkleber, Transparente etc.pp. fallen leider nicht vom Himmel. 

Soli-Töpfe, Zuschüsse, Spenden

Wir freuen uns über jede, noch so kleine, Unterstützung. Im Laden findet ihr zu den Öffnungszeiten immer eine Spendendose. Ihr könnt uns auch Geld überweisen, dazu einfach eine kurze Mail an uns.

Eine weitere Möglichkeit uns ein Teil eure Sparschweine zu überreichen ist einfach zu unserer Soli-Party am 25. März zu kommen

Ab 22:00 im Kiezladen Friedel54 unter dem schönen Motto “Keine Räumung ist auch eine Lösung”
Nach mehr als 13 Jahren, in denen in Nord-Neukölln ein selbstorganisierter Freiraum geboten wurde, will eine Luxemburger Briefkastenfirma den Laden räumen lassen. Die Kündigung erreichte den Laden, als die Investoren Wind von der Solidarität gegenüber den Bewohner_innen des Hauses bekamen, als diese kurz vor einer Zwangssanierung standen. Wir laden alle herzlich ein mit uns zu feiern und bei Trash, Hiphop etc. mal ordentlich die Sau raus zu lassen. Es gibt die übliche Bierkarte, Cocktails und Eis zum Solipreis und allerlei Softdrinks. Live: “Stroi- & Roimfahrzoige” (Polit-Oi!) und “Inspektor Lars” (Hiphop). DJanes/DJs: FVU (irgendwo zw. Alltimes, Träsh, 80er, 90er & 00er), DJ Supafly (80er, 90er, Trash), FemHoolz (Hiphop).

Rückblick auf unsere zweite Kundgebung

Zweite Kundgebung vor räumungsbedrohtem Kiezladen Friedel54

+++ 200 Menschen bei Kundgebung gegen Verdrängung +++ Redebeiträge von
im Kiezladen aktiven Gruppen +++ Musik Acts sorgten für gute Stimmung +++

Am Sonntag, den 12.03.2017 fand vor dem Kiezladen Friedel54 in der
Friedelstraße 54 in Nord-Neukölln die zweite Kundgebung gegen die im
April erwartete Räumung des Kiezladens statt. Etwa 200 Menschen
versammelten sich in der Friedelstraße. Matthias Sander, der
Pressesprecher des Kiezladens, betonte: „Es geht uns bei den
Kundgebungen nicht nur um unsere bevorstehende Räumung, sondern auch um
eine Vernetzung mit anderen von Verdrängung betroffenen. Wir erhoffen
uns davon eine breitere Bewegung, um uns besser gegen Verdrängung wehren
zu können und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem erhoffen wir uns durch
die Kundgebungen die Organisierung der Mieter*innen im Kiez zu stärken.“
Neben vielseitigen Redebeiträgen gab es auch Livemusik, eine Fülle an
Kuchen und Torten, sowie einen Umsonstflohmarkt, bei dem Sachen
verschenkt wurden und mitgenommen werden konnten. Mehrere
Vertreter*innen der Presse waren während der Kundgebung anwesend, auch
von der argentinischen Zeitschrift Ambito.
Matthias Sander zog am Ende der Kundgebung ein positives Fazit: „Wir
freuen uns über die breite Unterstützung, die wir erfahren und hoffen,
dass sich bei der Zwangsräumung ebenfalls viele Menschen ihren Unmut auf
die Straße tragen.“

Zur Vorgeschichte:
Im April 2016 begannen Verhandlungen zwischen der Hausgemeinschaft der
Friedelstraße 54 und der damaligen Eigentümerin, der CITEC Immo Invest
aus Wien. Ziel war es, das Haus auf eine Weise zu kaufen, dass es dem
Markt entzogen wäre. „Eine Stiftung und das Mietshäusersyndikat
unterstützten uns mit Geld und Know-How “, sagt Matthias Sander, der den
Prozess damals miterlebte. "Unser Plan war es, das Haus selbst zu
verwalten."
Im Juni reagierte die CITEC nicht mehr auf die Kaufangebote und die
eingeschworene Hausgemeinschaft erfuhr über Insider der
Immobilienbranche von einem Verkauf des Hauses. „Wir waren total
niedergeschlagen. Wir dachten, dass wir kurz vor dem Ziel standen. Doch
im Nachhinein muss man wohl von Scheinverhandlungen sprechen“, hält
Sander fest.

Für die MieterInnen des Hauses bedeutet diese Wendung zwar erstmal kaum
eine Veränderung, doch dem gekündigten Kiezladen im Erdgeschoss droht im
April die Räumung. „Wir, die Bewohner des Hauses haben Briefe geschickt
und auch in Gesprächen mit der Hausverwaltung betont, dass dieser Laden
mindestens so zum Haus gehört, wie der Dachstuhl“, sagt eine Bewohnerin,
die ihren Namen nicht nennen will. Nachdem einige Menschen, die den
sozialen Raum Friedel54 mitgestalten, in der Weihnachtszeit am Sitz der
Pinehill in Luxemburg vorgesprochen und ein positiv verlaufenes Gespräch
mit Pinehill-Angestellten erreicht hatten, machte der Kiezladen der
neuen Hausverwaltung „Secura“ ein schriftliches Vertragsangebot zur
Weiterführung des Mietverhältnisses. Doch die antwortete mit einem
Dreizeiler: Der Eigentümer habe kein Interesse an einem neuen
Mietvertrag.

Und am Sonntag geht es weiter! Friedel bleibt, wir bleiben alle!        

Soli-Grüße aus Neukölln und Kreuzberg

An immer mehr Läden und Wänden tauchen solidarische Botschaften auf. Darüber freuen wir uns sehr! Bitte malt, klebt, hängt, sprüht und fotografiert weiter!

Wir sehen uns sonntags 14 Uhr in der Friedelstraße zu den Kundgebungen gegen Verdrängung! Oder bei anderen Gelegenheiten: z.B. bei der Antira-Demo in Schönefeld am 18.März, bei der antifaschistischen Demonstration in Rudow am 25.März oder beim interkiezionalen Trümmertango am 22.April.

In der Herrfurthstraße im Schillerkiez können sie die Zukunft blicken: Friedel54 bleibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Laden Bantelmann in der Wrangelstraße hat mittlerweile einen neuen Vertrag. Vielen Dank für die Grüße!

Fotos Kundgebung 05.03.17.

Einige Eindrücke von unserer ersten Kundgebung am Sonntag, 05.03.
Die Stimmung war entschlossen und wohlwollend. Wir haben uns sehr gefreut über die Menschen, die an dem grauen Sonntag ihre Solidarität gezeigt haben. Wir hoffen, dass diese Kundgebungen noch mehr besucht werden. Sprecht es rum, bringt euch ein, erzählt von anderen Projekten und Miter*innen, die gerade bedroht sind. Wir bleiben alle!

 

 

 

Beitrag der Friedel54 zur Diskussion Revolutionäre Perspektive Kiezkampf

Beitrag der Friedel54 zur offenen Diskussion mit „Rigaer United“ (Rigaer Straßenplenum) mit dem Titel:

Revolutionäre Perspektive Kiezkampf: unsere Projekte im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Isolation (https://linksunten.indymedia.org/de/node/204085)

Dieser Beitrag diente als Vorstellung/Einleitung einer sehr interessanten und offenen Diskussion, bei der bei weitem nicht nur „F54“ und „R94“ gesprochen haben. Deshalb spiegelt er in keinster Weise die Diskussion wieder. Dennoch wurden wir von unterschiedlichen Diskussionsteilnehmenden angesprochen, ob wir den Text veröffentlichen wollen. Dem kommen wir hiermit nach. Eine nächste Veranstaltung wird bereits geplant. Wenn ihr eure Meinung zu diesem Beitrag auch nachträglich noch äußern wollt, könnt ihr das spätestens dann tun. Ankündigung folgt.

Kiezarbeit

Die Friedel54 ist ein Kiezladen. Der Name sagt schon, dass es sich um einen Ort handelt, der sich besonders mit den Fragen beschäftigt, die im Viertel entstehen. Die Fragen sind vielfältig aber eigentlich schon die typischen „linken“ Fragen: „Wieso werden Menschen in den Flughafen Tempelhof gepfercht? Was machen wir gegen den nächsten Neonazi-Aufmarsch? Wo kommt die Kleidung vom KiK um die Ecke her? Nicht vergessen: Warum finde ich keine bezahlbare Wohnung in Nord-Neukölln?“ Die Fragen entstehen aus den Erlebnissen im „Kiez“ und deshalb braucht es Orte an dem diese Fragen diskutiert werden. Je mehr man jedoch nach der Antwort sucht, desto weiter führt es aus dem Kiez. Ob das jetzt Wien, Texas, die Cayman-Islands oder Exarchia ist. Bei der KiK-Frage dann eher Bangladesh.

Das „Kiez“ im Kiezladen beschreibt lediglich, dass ortsgebundene Fragen hineingestopft werden. Im Laden wird sich dann damit auseinandergesetzt, wobei auch hier kaum von einem Exklusivitätsanspruch die Rede sein kann. Menschen von überall können hier alles mögliche diskutieren. Was bei den Diskussionen, vermittelt durch die Menschen, die sie führen herauskommt, ploppt im besten Falle über den Kiez hinaus. Sowohl praktisch als auch theoretisch.

Isolation

Ein Problem der bürgerlichen Gesellschaft ist ihre „irrationale Rationalität“. Soll heißen: den Kapitalismus mit allen gemeinsam und solidarisch abzuschaffen wäre wirklich rational, weil unter‘m Strich für alle (okay, vielleicht nicht jeden Multi-Miliardär) am Ende mehr rauskäme. Mehr Freizeit, mehr Luxus, mehr Zärtlichkeit under den Menschen.

Da das aber kaum denkbar erscheint, ist es in diesen Verhältnissen ratsamer sich um seinen eigenen Kram zu kümmern, selbst, wenn man eigentlich auch mit der „Gesamtsituation“ unzufrieden ist. Denn sich mit Themen, wie: Neonazianschläge, institutionellen Rassismus, Ausbeutung im Allgemeinen und Speziellen auseinanderzusetzen, belastet. Seien wir ehrlich: Uns auch.

Das führt dazu, dass ein Projektraum oder ein soziales Zentrum in einer der bürgerlichsten Gesellschaften Europas ganz schnell zum Szeneladen wird, weil sich keiner außer Anarchist*innen und Kommunist*innen für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem herrschenden System in Bezug auf allgegenwärtige Probleme auseinandersetzt.

Nun die Spiegelversion: Die eben beschriebene Selbstbezogenheit, die diese Gesellschaft prägt, macht auch nicht vor „uns“ halt. Es ist eben einfacher sich mit bekannten Gesichtern oder denen, die bei Stressfaktor nach Veranstaltungen suchen sich mit Themen auseinanderzusetzen als Sachen wie „Sexismus“, „Rassismus“ usw. ständig neu erklären zu müssen. Im Mietenpolitischen Kontext wäre eine gebetsmühlenartige Wiederholung: „Ja, die Miete ist zu hoch und ja, die Politiker sollen was machen, damit die Miete zumindest nicht weitersteigt. Geringe Miete ist schon super aber wie wär‘s mit garkeiner. Und überhaupt, warum willst du abhängig von der Politik und dem Eigentümer sein? Lass uns doch gemeinsam das Eigentum negieren…usw.usf.“ Sptätestens nach der 10 Diskussion ist man es Leid und froh wieder mit der Peergroup über die Notwendigkeit von Hausbesetzungen zu reden.

Man könnte sagen, dass die Isolation aus der Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit entsteht, es besser zu wissen, es aber nicht mit denen, die es nicht zu checken scheinen, besser machen zu wollen.

Verständlich ist es alle mal. Irgendwann will auch die Vollzeitaktivistin mal Ruhe haben oder die Teilzeitaktivistin muss wieder arbeiten.

Anarchie ist machbar Herr* und Frau* Nachbar! Oder „Rebellische Nachbarn und solidarische Kieze!“

Sowohl von Rigaer United, als auch vom Kiezladen aus wurden Kiezversammlungen initiiert. Die Möglichkeit sich ohne Parteien und Institutionen offen und politisch zu arbeiten besteht hier allemal. Zu unbekannt bleiben sie und zu statisch auch. Menschen, die sich nicht kennen und die sehr unterschiedliche Probleme und erst recht unterschiedliche Ansichten zu diesen Problemen haben, treffen hier aufeinander. Das ist mühsam für alle und oft nur Blabla. Das was dann die politische Arbeit betrifft, wird leider nur von wenigen gemacht und die sind dann ganz schnell genervt, machen Fehler oder suchen sich den Weg mit dem geringsten Widerstand – die Kooperation mit den Etablierten (Parteien, Vereine, usw.). Bis jetzt scheint alles aus diesen Kiezversammlungen (korrigiert uns, wenn wir falsch liegen) aus einer Defensivhaltung. Will heißen: man ist zwar solidarisch und versucht alles auf dem legalen Wege oder auf dem Wege der gegenseitigen direkten Hilfe, bleibt aber ab einem bestimmten Punkt sehr ohnmächtig, fast apathisch. Ein Appell könnte sein, dass jede Kiezversammlung prinzipiell aus einem Diskussionsteil und einem praktischen Teil besteht. Zeit für das Motto: „Claim the streets!“ Sich Orte auf verschiedene Weisen anzueigenen ist auch mit wenig Repressionsrisiko möglich. Beispiele sind hier: Ferienwohnungsbesetzungen, Go-Ins, Streetart, Platzbesetzungen usw. Der Nebeneffekt, es macht die Kiezversammlungen bekannter und führt auch die weniger Radikalen an praktische Kritik heran.

Save the last Dance?

Um die Frage, wie wir uns in einer solidarischen Nachbarschaft einbringen können zu beantworten, bleibt dem Kiezladen nicht viel Zeit. Wir wollen versuchen durch regelmäßige Kundgebungen vor unserer Tür Nachbar*innen zu vernetzen, zu informieren und schon präventiv eine Kritik an Polizeigewalt zu üben. Denn in 1 ½ Monaten kann es schon soweit sein, dass wir aus dem Laden geprügelt werden und jene die etwas dagegen haben durch die Straßen gejagt werden…

und hoffentlich an der ein oder anderen Stelle auch zurückjagen.


Kiezladen Friedel54
Soziales Zentrum in Nord-Neukölln

Blog: friedel54.noblogs.org
Twitter: @kiezladen_f54
Facebook: Kiezladen Friedel54

E-Mail: kiezladenf54bleibt@riseup.net

Reclaim the walls

Die Räumung der Friedel54 rückt immer näher, wir haben nachwievor kein Bock auf die ganze Scheiße und wollen weiterhin in den Räumen bleiben.

Wir freuen uns über etliche Plakate und Transpis, die auf die bevorstehende Räumung aufmerksam machen und dazu aufrufen sie zu verhindern.

Reclaim the walls! Friedel54 bleibt!